"… und in der Tat, als Leena und ich am Freitagmorgen um 10 Uhr! am Berliner Hauptbahnhof ankamen lag ganz Berlin noch unter dichtem Nebel, der sich dann aber schnell auflöste, und wir hatten für den Rest des Wochenendes eitel Sonnenschein.

Überrascht haben uns die vielen Straßencafes und –restaurants, die alle gut besucht waren. Es stand ja auch ein großes Ereignis bevor: der 35. Berlin-Marathon mit über 40.000 Teilnehmern und einem angekündigten, neuen Weltrekord von Haile Gebrselassie.

Ich hatte letztes Jahr beim ARQUE–Runup einen Freistart inklusive zwei Übernachtungen im SAS Hotel direkt an der Museumsinsel gewonnen. Das war ein Preis, um den mich alle beneideten, denen ich davon erzählte.

Der Marathon ist ein riesiges Event. Samstagnachmittag und fast den ganzen Sonntag verkehren weder Busse noch Straßenbahnen. Samstagnachmittag startet schon der Skater-Marathon als eigene Veranstaltung. Dabei hält sich allerdings der Zuschauerandrang noch in Grenzen. Am Sonntag sollen es 1 Million gewesen sein. Die Organisation verlief im Großen und Ganzen reibungslos, obwohl ich mir gewünscht hätte, nicht quer durch Berlin zum Abholen der Startnummer fahren zu müssen. Auch musste man erst an allen Ausstellern vorbei, um zur Startnummernausgabe zu kommen - man erkennt die Absicht und ist verstimmt. Dafür gab es dann für viele am Sonntagmorgen noch ein langes Suchen nach der Abgabestelle für die Kleiderbeutel. Dies lässt sich sicher verbessern. Andererseits wurde der riesige Läuferandrang gut zu den jeweiligen Startblöcken geschleust.

Das gute Wetter tat sein Übriges, und als Jogi Löw und Klaus Wowereit pünktlich um 9 Uhr den Lauf starteten, waren alle guter Dinge. Ich hatte mir eine Zeit unter 3:30 Std. vorgenommen, und startete am Ende von Block E in der ersten Startgruppe. Auch wollte ich mich nicht verführen lassen und ging den Lauf verhalten an. Bei km 2 erkannte mich ein Vereinskollege an meinem Eintrachttrikot (ich startete allerdings unter Passtschon98), und da wir in etwa die gleiche Zeit laufen wollten, blieben wir zunächst zusammen. Wir überholten bei km 9 die 3:30 Std. Pacer und waren auf einem Kurs um die 3:25. Als wir dann eher in Richtung 3:20 tendierten, wurde mir das etwas zu schnell. Ein weiterer Vereinskamerad klopfte mir beim Überholen auf die Schulter, und ich verlor beide bei km 19 aus den Augen.

Die Halbmarathonmarke passierte ich in 1:42:30 und fühlte mich bei km-Zeiten um 4:50 Min. immer noch wohl und guter Dinge. Leider meldete sich 5 km später unter dem rechten Vorfuß eine Blase an. Ich beschloss zwar, dies zu ignorieren, aber, wenn man bei jedem Schritt überlegt, wie man den Fuß aufsetzen soll, damit es am wenigsten schmerzt, verliert man zwangsläufig an Zeit. Immer wenn ich merkte, dass die 3:30 Läufer mich einzuholen begannen, vergas ich die Schmerzen und legte wieder etwas zu, Luft hatte ich ja. Aber trotzdem erwartete ich die nächste km-Markierung immer sehnlicher.

Endlich war ich dann am Brandenburger Tor! Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass die 3:30 doch knapp werden könnten, aber es waren keine 500m mehr bis zum Ziel. Das musste in gut 2 Minuten zu schaffen sein! Die Anfeuerungsrufe der vielen Zuschauer taten ihr Übriges und ich rannte was noch ging. Alle Schmerzen waren vergessen. Im 10km-Tempo überquerte ich die Ziellinie in 3:29:30 Std. Immerhin war das Platz 9 von 376 Finischern in meiner Altersklasse und Platz 6105 insgesamt bei 40827 Startern und 28357 Finischern!

Von der Eintracht kamen noch Tim Gondorf mit 3:24:15 Std. auf Platz 4817 und Robert Neubauer mit 3:34:48 auf Platz 7420 ins Ziel. Mika Kotro von Passtschon98 erzielte mit der Superzeit von 2:55:38 Platz 895!

Dank ARQUE war es für Leena und mich ein gelungenes Wochenende! Der nächste ARQUE-Lauf findet übrigens am 9. November statt.

Es war einmal, ...


So beginnen die Märchen der Brüder Grimm. Wer kennt sie nicht?

Das es ein wunderschönes Märchen vom Laufen gibt, ist mir jetzt auch bekannt. Als Ersatzmann habe ich mich ziemlich kurzfristig bei running-pur als Testläufer gemeldet. Von Vorbereitung kann also keine Rede sein. Der Veranstalter (Kreis Main-Kinzig) meldet sich per eMail bei mir. Wow! Die gehen mit der Zeit. Chipnummer, Verein usw. Alles Paletti.

Freitag, 7. Juni: Den Parkplatz an der Main-Kinzig-Halle in Hanau finde ich und begebe mich zur Startnummernausgabe. Ohne Probleme und Schnick-Schnack erhalte ich meine Startnummer und einige Hinweise zum Programmablauf. Die sind mir schon von der sehr guten Internet-Seite bekannt, die ausführlich informiert. Leider werden die einzelnen Etappen nur beschrieben. Visualisiert hätte ich schon die Strecken und die Höhendifferenzen. An den Informationsboards, die uns bei jeder Etappe über den Verlauf des Rennens informieren, finde ich dann diese Grafiken.

Zu dieser Veranstaltung bin ich mit der Einstellung angereist, einen Landschafts-Fun-Lauf zu erleben. Da werde ich schnell eines besseren belehrt, als ich die Aktiven vor dem Hanauer Rathaus sich einlaufen sehe. Nun gut, Änderung der Taktik, versuche ich mein Glück und laufe auch so schnell es geht. Ich will die 82km in einer Gesamtzeit von 7:30h absolvieren oder unter Platz 350 klassiert werden. Bei der Rekordzahl von 550 TeilnehmerInnen ein realistisches Ziel, denke ich mir?!

Landrat Karl Eyerkaufer schickt das Läuferfeld um 17:30 Uhr auf die "Rotkäppchen-Etappe". Das erste Teilstück ist ziemlich flach und 15,5km lang. Es führt am Heraeus-Werk in Hanau vorbei, dann Richtung Erlensee und schließlich durch Kleingärten in den Wald vor Niederrodenbach. Unterwegs gibt’s reichlich Wasser, allein vier Stände zähle ich. Die letzten zwei Kilometer laufe ich in Begleitung einer smarten Dame aus Deggendorf. Sie erzählt von der harten Konkurrenz in ihrer Altersklasse, und daß sie ordentlich Gas geben müsse, um eine gute Platzierung zu erreichen. Puhh! Sie steht letztendlich auch auf dem Siegerpodest. Das Ziel erahnen wir, als die Stimme von VanMan Jochen aus den Lautsprechern ertönt. Dann erreicht man das Sportgelände, es macht pieppiep, ein schneller Schritt über die Zielmatte und die erste Etappe ist geschafft. Mit 1:16 h bin ich zufrieden. Sofort geht es an den Getränkestand. Wasser, Elektrolyt. Genau richtig.

Für die Teilnehmer steht eine Gemeinschaftsunterkunft in der Adolf-Reichwein-Halle zur Verfügung. Ich entschließe mich lieber zu pendeln und privat unterzukommen. Klagen über die Unterkunft vernehme ich von den dort Nächtigenden an den folgenden Tagen nicht.

Samstag, 8.Juni: Vom Parkplatz in Niederrodenbach habe ich es ca. 50 Schritte bis zum Start der "Dornröschen-Etappe" am Alten Rathaus. Ich gebe mein Gepäck ab. Das wird zum Ziel in Neuenhaßlau gefahren. Vor uns liegt der kürzeste Abschnitt der Veranstaltung. Nur 14km, Start erfolgt pünktlich um 09:30 Uhr! Kurze, steile und weniger hohe Anstiege sind zu bewältigen. Keine Probleme sind zu erwarten. Die Luftlinie vom Start zum Ziel beträgt weniger als 5 km. Doch geht es hin und her. Erst durch den Ort, dann an einer Straße entlang, schließlich in den Wald. Verplegungspunkte mit Wasser und Schwämmen gibt es wieder reichlich. Das ist absolut vorbildlich organisiert. Dazu lassen sich auch die Anwohner nicht lumpen und bieten Wasser zum trinken und abkühlen an. Das Wetter ist bombig. Kein Märchen, es regnet am ganzen Wochenende keinen einzigen Tropfen vom Himmel.

Ich lasse es etwas ruhiger angehen und erreiche nach 1:12 h das Ziel. Ich verdrücke sofort eine Banane und reichlich Wasser. Auch das gelbe Zeug schlucke ich schnell hinunter. Ich hole mein Gepäck ab. Zum Ruheort ist es nur wenige Meter. Dort ist dann auch der Start der dritten Etappe. Verpflegen kann man sich für einen kleinen Preis. Für jeden ist etwas dabei. Suppe, belegte Brötchen, Kuchen etc. Viele liegen auf der Wiese, andere haben es sich in der Sporthalle gemütlich gemacht, manche gucken Fußball-WM auf dem Minifernseher vom VanMan.

Ein Bus bringt die Pendler zurück zum Start. Gut organisiert, nur kurze Wartezeiten. Ich beschließe im Auto zu ruhen und vielleicht ein Nickerchen zu machen. Tatsächlich döse ich ein. Die Sonne kachelt inzwischen ganz schön aufs Dach. Beim Start messe ich 26° C.

Bisher waren die Wege gut zu laufen und eben. Jetzt ging es auf grobem Schotter los, schließlich in den Wald auf noch feuchte Wege mit Wurzelpassagen. Es ging immer schön auf und ab, das macht Spaß. Ein blinder Läufer muß eine Zwangspause einlegen. Sein Blindenhund kann nicht mehr. Wie ich später erfahren habe, hat er etwas Giftiges zu sich genommen und mußte beim Veterinär behandelt werden. Den Wald verläßt man dann und es geht nur noch abwärts. Der Weg schlengelt sich durch die Wiesen und mit ihm die bunte Läuferschlange. Leider fühlt man auch die hohen Temperaturen nur allzu gut. Bei dieser "Schneewittchen-Etappe" schwinden meine Kräfte zusehends. Mühsam und kaputt erreiche ich nach 17km und 1:32 h das Ziel im Gelnhausener Stadion. Meine Beinmuskulatur beginnt sich zu verkrampfen. Schnell führe ich Flüssigkeit zu mir. Ich beschließe die Nudelparty ausfallen zu lassen und mich nur noch auszuruhen, damit ich die letzten 35km am nächsten Tag auch noch schaffe. Empfehlen kann ich den kostenlosen Massagedienst, den ich gerne in Anspruch genommen habe. Für die Übernachtung steht die Halle direkt neben dem Stadion zur Verfügung.

Sonntag, 9.Juni: Zum Start der 17,5km langen "Frau-Holle-Etappe" um 09:00 Uhr in Gelnhausen komme ich gerade noch rechtzeitig an. Im alten Ortskern geht es dann richtig los. Gleich eine kurze, kräftige Steigung, dann eigentlich ein flaches Stück bis zum Stadtwald. Mein HAC4 zeigt mir aber, das es nur bergauf geht. Die Kilometerdurchgangszeiten gehen deutlich zurück. Nach 180 Höhenmeter gehts endlich auch mal wieder ein Stück runter, dann doch wieder hoch, schließlich wieder 50 Meter runter. Da läuft es gleich schon viel besser. Leider meldet sich mein Magen. Er beginnt leicht zu verkrampfen. Kommt das vom Frühstück oder von der Anstrengung? Den letzten Anstieg zu den Vier-Fichten gehe ich nur noch. Dann bekomme ich Begleitung von Nichtvereins-Mitgliedern. Endlich sind 255 HM geschafft. Gemeinsam geht’s dann schnell runter zum Ziel nach Wächtersbach. Aber Vorsicht, teilweise geht’s wirklich steil abwärts. Ich kündige meinen Mitläufern (Gabi, Petra und Gunter) vorsichtshalber schon mal an, daß ich im Ziel alles, was ich noch im Magen habe, raus lassen werde. Auch keine 10 Meter nach der Zielmatte passiert es prompt. - Zielübergabe! - Ich glaube, ich habe es mit "Frau-Holle" etwas zu eng genommen!!! Sofort reicht mir Gunter einen Becher Wasser zum Spülen. Danach kippe ich noch Cola, Iso und eine Sinalco den Schlund hinunter. Ich taste mich an eine Banane heran. Leider gibt es davon zuwenig. Die letzten 1:44 h waren wirklich ziemlich hart. Mein Fanclub rappelt mich wieder auf, so daß ich die letzten läppischen 18km bis zum Ziel auch noch bewältigen sollte. Die Duschen sind eiskalt. Auch egal! Zur Regeneration genau richtig. Danach ist erstmal eine Massage fällig. Tschuldigung! Ich glaube ich war der letzte vor Toresschluß.

Startort der letzten Passage ist das 8km entfernte Bad Orb. Die Organisatoren haben wiederum einen Buspendelverkehr eingerichtet. Einmal zurück nach Gelnhausen und dann nach Bad Orb, dann von Wächtersbach nach Bad Orb und schließlich um 14:00 Uhr von Steinau nach Bad Orb. Um sich in Wächtersbach die Zeit zu vertreiben, sollte man sich massieren lassen. Ich benötige das unbedingt. Zum Ausruhen bleibt wirklich nicht viel Zeit. Schließlich muß man auch noch was essen bis zum Startschuß um 15:30 Uhr. Ich nehme Salztabletten, ein Laugenbrezel und Kuchen zu mir. Ich folge der Empfehlung meiner Laufkameraden und zische zur Beruhigung meines lädierten Magens schnell ein Bierchen runter. Sodann geht’s dem Magen gleich besser.

Alles drängt zur Startaufstellung zur "Hänsel-und-Gretel-Etappe". Laut tönt "the final countdown". Und mitten durch das Bad Orber Brunnenfest wälzt sich das Starterfeld davon. Behutsam und langsam geht es voran. Gleich wartet ein harter Brocken auf die ausgemergelten Etappenläufer. Schnell mal 140 m den Berg hoch und 155 m runter. Dann nur leicht ansteigend bis ins Ziel. Bis Kilometer 72 läuft noch alles wie geschmiert, die letzten 10 km beiße ich mich mit einem Laufkameraden (Martin D.) nur noch durch. Die Sonne hält sich Gott-sei-Dank etwas bedeckt. Trotzdem sind es schnucklige 21° C bis 26° C unterwegs. Es geht durch Bad Soden-Salmünster am Kinzigstausee vorbei nach Steinau. Am vorletzten Posten gibt es auch naturtrüben Apfelsaft. Ich lasse mich belehren, dieser sei aus eigener Produktion. Alle Achtung! Das haben wir uns bestimmt verdient!

Der Zuschauerzuspruch hielt sich insgesamt in Grenzen. Am Start und im Ziel war immer richtig was los. Unterwegs waren es meist die Streckenposten und vereinzelnde Anwohner, die unermüdlich Beifall klatschten. An der Organisation kann ich bei besten Willen nichts auszusetzen. Logistisch klappte alles reibungslos und wunderbar. Unterwegs exzellente Versorgung. Betreuung zwischen den Etappen. Dank an die 350 HelferInnen. Ohne die geht es nicht!

Den Zieleinlauf nach 18km - natürlich bergan - habe ich nicht mehr richtig wahrgenommen. Der VanMan nannte noch meine Startnummer und Passtschon98, dann die rote Matte, und es folgte die Erlösung. Die Anspannung verflog und ich war richtig glücklich. 1:50 h habe ich gebraucht. Insgesamt 7:34 h. Vier Minuten zuviel. Platz 338! Schnell trinken; erst warmen Tee, dann Wasser, dann Iso schließlich wieder Bananen. Die werde ich die nächsten Wochen nicht mehr essen. Und dann ein Stück Dusch-Tradition beim Brüder-Grimm-Lauf. Wie bei Ally-McBeal: unisex! Und keiner stört sich wirklich daran. Schwamm drüber!

Die Belohnung für 82km: das diesmal gelbe "Finisher-Shirt" des Internationalen Brüder-Grimm-Lauf 2002.

Ehrlich gesagt, gibt es einfachere Wege ein T-Shirt zu ergattern. Aber kein Weg ist schöner und erlebnisreicher als dieser. Ich werde nächste Jahr zu Pfingsten auf jeden Fall wieder dabei sein. Und man muß sich früh anmelden, denn mehr als 500 sollen nicht mehr auf die Strecken geschickt werden.

Zur Siegerehrung sind viele noch geblieben. So läßt es sich auch angenehm feiern und trinken. Die SiegerInnen und die erfolgreichen Mannschaften werden auf's Podium gebeten. Eigentlich hätten alle dort oben stehen müssen. Gegen 20:00 Uhr war dann fast alles vorbei. So ging ein Laufevent zu Ende und die müden Krieger nach Hause.

Und wenn sie nicht gestorben wären, dann laufen sie auch nächstes Jahr.

Autor: Stefan Noack, #537

made by Stefan Noack, im Juni 2002

Beim Marathon in Essen am letzten Sonntag (46. RWE Marathon "Rund um den Baldeneysee") habe alle drei Passtschon98-Starter erfolgreich finishen können und ihre Bestzeit kräftig verbessert:
Platz< Pl.AK Name Verein AK Netto
1143 279 Enkler, Detlev (DEU) Passtschon98 45 04:21:32
112 31 Hamel, Frank (DEU) Passtschon98 40 03:05:43
74 12 Usselmann, Manfred (DEU) Passtschon98 45 02:59:41

Dass mein Vorhaben, die 3-Std-Schallmauer zu knacken, tatsächlich von Erfolg gekrönt war, war schon erstaunlich, auch für mich selber.

Nach dem ziemlich misslungenen Versuch in Hamburg im Frühjahr, wo das Training nicht richtig geklappt hatte und ich dementsprechend dann im Wettkampf auch bei km 24 schon eingegangen war, hatte ich mir anschliessend noch eine Zerrung zugezogen, die mich zu fast zwei Monaten Pause zwang. Danach war ich so schlapp und langsam, dass Ute meinte, ich wäre doch vielleicht langsam zu alt fürs Laufen und sollte es vielleicht einfach lassen. So eine Motivation braucht man! Systematisch wurde wieder aufgebaut und in der ersten Woche der acht Wochen Vorbereitung für Essen gab es dann zur Orientierung, ob der selbsterstellte Trainingsplan für Sub-3 auch realistisch ist, einen Test-10er auf der superflachen Strecke in Schotten. Mit letzter Kraft konnte ich eine 43:16 erzielen. Wow, damit kommt man ja schon auf eine mögliche Marathonzeit von 3:16:13. Aber so schnell läßt man sich ja nicht entmutigen, das Training hatte ja gerade erst angefangen... ;-) Also wurde munter weitertrainiert. Die Tempoeinheiten gingen zwar nicht immer so, wie vorgesehen, und die regenerativen Einheiten waren immer bitter nötig, aber es gab zumindest keine größeren Vorkommnisse aus dem Bereich Pleiten, Pech und Pannen. Bis Frank H. mich dann zum 30er nach Pohlheim-Garbenteich mitnahm, der einen langen Lauf ersetzen sollte. Also vorweg schonmal 5 km eingelaufen, damit die 35 auch voll wurden und dann ging es locker los. Alles easy im extensiven Tempo knapp über 5er Schnitt. Aber irgendwie kamen mir die Steigungen doch etwas lang vor. Von wegen nur ein bisschen wellig, das war fast Siebengebirgsmarathonniveau. Die Steigungen vielleicht etwas weniger steil, aber dafür noch länger. Als dann die vorgesehenen 11 km Endbeschleunigung anstanden, ging das gerade mal zwei km gut, bis ich dann nach einer weiteren ätzenden Steigung endgültig platt war und die Endbeschleunigung zügig in eine Endverlangsamung mit Gehpausen auf den letzten zwei km überging. Also, Berge hatte ich nicht trainiert und als am übernächsten Tag wieder ein Tempodauerlauf auf dem Trainingsplan stand, war ich noch platt wie eine Flunder. Ich sah schon alle Felle schwimmen und verlegte mich stattdessen erstmal auf lockere Trabeinheiten im Wald. Donnerstags haben ich mich dann doch an die auf dem Plan stehenden 3 x 4000er Intervalle gewagt und zu meinem Erstauen war ich wieder fit. Und die regenerative Woche führte dann dazu, dass ich an dem Sonntag bei dem anstehenden Test-HM in Neu-Isenburg meine HM-Bestzeit um über drei Minuten auf 1:26:38 steigern konnte. Das gab mir natürlich wieder Auftrieb, ich hielt an meinem Ziel fest und trat am 12.10. in Essen unbeirrt mit einem Zeitplan für 2:59:30 an.

Die erste Hürde war die Abgabe der Eigenverpflegung, ich war fast zehn Minuten zu spät dran und die Kisten waren schon weg. Allerdings stand der LKW noch vor dem Hinterausgang und ich konnte meine Flaschen noch mitgeben. Alles weitere verlief relativ planmäßig.

Puls und Tempo passten zusammen und die ersten 15 km waren ein schöner Spazierlauf auf der wunderschönen Strecke um den Baldeney-See. Ab km 16 wurde dann das Tempo gesteigert. Ich mußte aufpassen, dass ich nicht zu schnell wurde, 4:03er Schnitt für km 16 war dann doch zu schnell und ich tratt etwas auf die Bremse, um den vorgesehenen 4:09er Schnitt zu erreichen. Bei km 21 zuckte die linke Wade ziemlich, was mir anzeigte, dass es Zeit wurde, vom Vor- und Mittelfußlaufen mehr zum Fersenlauf überzugehen. Daraufhin beruhigte sich die Sache wieder und nachdem km 25 problemlos in 4:10 vorbeiging, wurde mir klar, dass es langsam Ernst wurde und der anstrengende Teil der Angelegenheit nun vor mir lag. Es kostet zunehmend mehr Konzentration, das Tempo zu halten und das Trinken bei km 30 kostet nun schon spürbar Kraft und auch einige Sekunden. Trotzdem stieg mein Optimismus, nachdem km 31 in 4:11 Sekunden vorbeiging und bis km 34 konnte ich das Tempo gut halten. Bei km 35 stand noch mal eine Flasche von mir und hier verlor ich gut 10 Sek. beim Trinken. Danach ging es aber erstmal wieder zügig weiter.

Aber ab km 37 wurde es zunehmend schwerer. Bei km 39 holte mich der 2:59-Zugläufer ein und so langsam kamen mir doch Zweifel, ob ich die 3 Std. schaffen würde. Ein kleiner Teufel in meinen Kopf fing an, mir einreden zu wollen, dass 3:02 doch auch eine Superzeit wäre. Ich habe ihm befohlen, sich rauszuhalten. Aber die Beine waren so schwer und wollten sich eigentlich nicht mehr bewegen. Die Km, die in den ersten zwei Drittel des Rennen nur so vorbeigeflogen sind, kamen mir immer länger vor. Trotzdem schaffte ich es, dicke unter 4:30er Schnitt zu bleiben, auch dank der Motivation des Zugläufers, der sich klasse um sein kleines verbliebenes Häufchen kümmerte. Bei km 15 hatten sie mich schon mal kurzfristig überholt, da war es noch ein riesiger Pulk, von dem ich mich schnell wieder abgesetzt hatte, weil ich lieber ohne die Massen um mich rum laufen wollte. Jetzt waren es nur noch ungefähr ein halbes Dutzend Läufer, die das Ziel noch nicht aufgegeben hatten und ich war eindeutig der Schwächste von Ihnen. Irgendwie schaffte ich es trotzdem, nicht abreissen zu lassen.

Beim km 40 standen genau 2:50:00 auf der Uhr und mir gelang noch die Überschlagsrechnung, dass ich noch 2 x 4:30 und 1:00 für 1/5 km (200m) im 5er Schnitt zur Verfügung hatte. Das musste doch noch hinzugekommen sein, nachdem ich schon so weit gekommen war. 4:27 für km 41, das passte noch. Aber die Beine waren endgültig alle, der Puls näherte sich der 170 und es lag noch ein ganzer verdammter km vor mir. Hier half nur noch Willenskraft und auch km 41 konnte ich in 4:27 irgendwie durchprügeln. Da wußte ich, dass ich es tatsächlich geschafft hatte und die letzten 200 m verflogen nochmal im 4er Schnitt. Dort wartet Ute schon auf mich und lächelte mich an. Ob sie die einzige war, die daran geglaubt hat, dass ich es schaffe?

Die zwei Runden um den Essener Baldeneysee sind fast schon ein Garant für gute Zeiten und neue persönliche Bestzeiten. So auch wieder in diesem Jahr. Aus der Passtschon-Westfraktion schaffte es Gerald Baudek mit 2:46:48 aufs Treppchen der M40 Wertung zu klettern (3. Platz ) und gleichzeitig auf den gleichen Platz der ewigen Passtschon 98 Bestzeitenliste. Insgesamt wurde er 17. des Essen-Marathons. Noch erfolgreicher was die Altersklassenwertung betrifft war Jürgen. Er gewann mit seiner neuen Bestzeit über 3:27:02 seine M65 Altersklasse.
Da kann man nur sagen, Respekt und Glückwunsch den Beiden!


Auch für mich lief der Marathon recht erfolgreich. Mit der Zeit von 3:14:40 schaffte ich ebenfalls eine neue Bestzeit und blieb erstmalig unter der 3:15 Marke. Insgesamt konnte man wieder in allen Punkten mit der Veranstaltung in Essen zufrieden sein. Bei Kaiserwetter und milden Temperaturen läuft es sich eben am besten :=)