Beim Marathon in Essen am letzten Sonntag (46. RWE Marathon "Rund um den Baldeneysee") habe alle drei Passtschon98-Starter erfolgreich finishen können und ihre Bestzeit kräftig verbessert:
Platz< Pl.AK Name Verein AK Netto
1143 279 Enkler, Detlev (DEU) Passtschon98 45 04:21:32
112 31 Hamel, Frank (DEU) Passtschon98 40 03:05:43
74 12 Usselmann, Manfred (DEU) Passtschon98 45 02:59:41

Dass mein Vorhaben, die 3-Std-Schallmauer zu knacken, tatsächlich von Erfolg gekrönt war, war schon erstaunlich, auch für mich selber.

Nach dem ziemlich misslungenen Versuch in Hamburg im Frühjahr, wo das Training nicht richtig geklappt hatte und ich dementsprechend dann im Wettkampf auch bei km 24 schon eingegangen war, hatte ich mir anschliessend noch eine Zerrung zugezogen, die mich zu fast zwei Monaten Pause zwang. Danach war ich so schlapp und langsam, dass Ute meinte, ich wäre doch vielleicht langsam zu alt fürs Laufen und sollte es vielleicht einfach lassen. So eine Motivation braucht man! Systematisch wurde wieder aufgebaut und in der ersten Woche der acht Wochen Vorbereitung für Essen gab es dann zur Orientierung, ob der selbsterstellte Trainingsplan für Sub-3 auch realistisch ist, einen Test-10er auf der superflachen Strecke in Schotten. Mit letzter Kraft konnte ich eine 43:16 erzielen. Wow, damit kommt man ja schon auf eine mögliche Marathonzeit von 3:16:13. Aber so schnell läßt man sich ja nicht entmutigen, das Training hatte ja gerade erst angefangen... ;-) Also wurde munter weitertrainiert. Die Tempoeinheiten gingen zwar nicht immer so, wie vorgesehen, und die regenerativen Einheiten waren immer bitter nötig, aber es gab zumindest keine größeren Vorkommnisse aus dem Bereich Pleiten, Pech und Pannen. Bis Frank H. mich dann zum 30er nach Pohlheim-Garbenteich mitnahm, der einen langen Lauf ersetzen sollte. Also vorweg schonmal 5 km eingelaufen, damit die 35 auch voll wurden und dann ging es locker los. Alles easy im extensiven Tempo knapp über 5er Schnitt. Aber irgendwie kamen mir die Steigungen doch etwas lang vor. Von wegen nur ein bisschen wellig, das war fast Siebengebirgsmarathonniveau. Die Steigungen vielleicht etwas weniger steil, aber dafür noch länger. Als dann die vorgesehenen 11 km Endbeschleunigung anstanden, ging das gerade mal zwei km gut, bis ich dann nach einer weiteren ätzenden Steigung endgültig platt war und die Endbeschleunigung zügig in eine Endverlangsamung mit Gehpausen auf den letzten zwei km überging. Also, Berge hatte ich nicht trainiert und als am übernächsten Tag wieder ein Tempodauerlauf auf dem Trainingsplan stand, war ich noch platt wie eine Flunder. Ich sah schon alle Felle schwimmen und verlegte mich stattdessen erstmal auf lockere Trabeinheiten im Wald. Donnerstags haben ich mich dann doch an die auf dem Plan stehenden 3 x 4000er Intervalle gewagt und zu meinem Erstauen war ich wieder fit. Und die regenerative Woche führte dann dazu, dass ich an dem Sonntag bei dem anstehenden Test-HM in Neu-Isenburg meine HM-Bestzeit um über drei Minuten auf 1:26:38 steigern konnte. Das gab mir natürlich wieder Auftrieb, ich hielt an meinem Ziel fest und trat am 12.10. in Essen unbeirrt mit einem Zeitplan für 2:59:30 an.

Die erste Hürde war die Abgabe der Eigenverpflegung, ich war fast zehn Minuten zu spät dran und die Kisten waren schon weg. Allerdings stand der LKW noch vor dem Hinterausgang und ich konnte meine Flaschen noch mitgeben. Alles weitere verlief relativ planmäßig.

Puls und Tempo passten zusammen und die ersten 15 km waren ein schöner Spazierlauf auf der wunderschönen Strecke um den Baldeney-See. Ab km 16 wurde dann das Tempo gesteigert. Ich mußte aufpassen, dass ich nicht zu schnell wurde, 4:03er Schnitt für km 16 war dann doch zu schnell und ich tratt etwas auf die Bremse, um den vorgesehenen 4:09er Schnitt zu erreichen. Bei km 21 zuckte die linke Wade ziemlich, was mir anzeigte, dass es Zeit wurde, vom Vor- und Mittelfußlaufen mehr zum Fersenlauf überzugehen. Daraufhin beruhigte sich die Sache wieder und nachdem km 25 problemlos in 4:10 vorbeiging, wurde mir klar, dass es langsam Ernst wurde und der anstrengende Teil der Angelegenheit nun vor mir lag. Es kostet zunehmend mehr Konzentration, das Tempo zu halten und das Trinken bei km 30 kostet nun schon spürbar Kraft und auch einige Sekunden. Trotzdem stieg mein Optimismus, nachdem km 31 in 4:11 Sekunden vorbeiging und bis km 34 konnte ich das Tempo gut halten. Bei km 35 stand noch mal eine Flasche von mir und hier verlor ich gut 10 Sek. beim Trinken. Danach ging es aber erstmal wieder zügig weiter.

Aber ab km 37 wurde es zunehmend schwerer. Bei km 39 holte mich der 2:59-Zugläufer ein und so langsam kamen mir doch Zweifel, ob ich die 3 Std. schaffen würde. Ein kleiner Teufel in meinen Kopf fing an, mir einreden zu wollen, dass 3:02 doch auch eine Superzeit wäre. Ich habe ihm befohlen, sich rauszuhalten. Aber die Beine waren so schwer und wollten sich eigentlich nicht mehr bewegen. Die Km, die in den ersten zwei Drittel des Rennen nur so vorbeigeflogen sind, kamen mir immer länger vor. Trotzdem schaffte ich es, dicke unter 4:30er Schnitt zu bleiben, auch dank der Motivation des Zugläufers, der sich klasse um sein kleines verbliebenes Häufchen kümmerte. Bei km 15 hatten sie mich schon mal kurzfristig überholt, da war es noch ein riesiger Pulk, von dem ich mich schnell wieder abgesetzt hatte, weil ich lieber ohne die Massen um mich rum laufen wollte. Jetzt waren es nur noch ungefähr ein halbes Dutzend Läufer, die das Ziel noch nicht aufgegeben hatten und ich war eindeutig der Schwächste von Ihnen. Irgendwie schaffte ich es trotzdem, nicht abreissen zu lassen.

Beim km 40 standen genau 2:50:00 auf der Uhr und mir gelang noch die Überschlagsrechnung, dass ich noch 2 x 4:30 und 1:00 für 1/5 km (200m) im 5er Schnitt zur Verfügung hatte. Das musste doch noch hinzugekommen sein, nachdem ich schon so weit gekommen war. 4:27 für km 41, das passte noch. Aber die Beine waren endgültig alle, der Puls näherte sich der 170 und es lag noch ein ganzer verdammter km vor mir. Hier half nur noch Willenskraft und auch km 41 konnte ich in 4:27 irgendwie durchprügeln. Da wußte ich, dass ich es tatsächlich geschafft hatte und die letzten 200 m verflogen nochmal im 4er Schnitt. Dort wartet Ute schon auf mich und lächelte mich an. Ob sie die einzige war, die daran geglaubt hat, dass ich es schaffe?