Koordinaten 36.426738 N , -114.513502‎ W - eigentlich ist hier nix ... außer einem Parkplatz ... einer Landstraße und einer Rangerstation. Overtonn den nächsten kleinen Ort in der Nähe, erreicht man nach etwa 25 km auf dieser kurvenreiche Landstraße. Dazwischen gibt es nur karge Landschaft bestehend aus Steinen, trockenen Sträuchern und Geröllwüste. Ich rede hier vom Valley of Fire State Park in Nevada. Einmal im Jahr treffen sich hier ein paar wenige hundert Ausdauersportler, die den Reiz bizarrer Gesteinsformationen in einem herrlichen Laufvergnügen  erkunden möchten - beim Valley Of Fire Marathon.

Koordinaten 36.426738 N , -114.513502‎ W - eigentlich ist hier nix ... außer einem Parkplatz ... einer Landstraße und einer Rangerstation. Overton der nächste kleine Ort in der Nähe, erreicht man nach etwa 25 km auf dieser kurvenreiche Landstraße. Dazwischen gibt es nur karge Landschaft bestehend aus Steine, trockene Sträucher und Geröllwüste. Ich rede hier vom Valley of Fire State Park in Nevada. Einmal im Jahr treffen sich hier ein paar wenige hundert Ausdauersportler, die den Reiz bizarrer Gesteinsformationen in einem herrlichen Laufvergnügen  erkunden möchten - beim Valley Of Fire Marathon.

Das Valley of Fire (VoF) ist der älteste State Park Nevadas und wurde bereits im Jahre 1935 eröffnet. Der State Park ist von Las Vegas aus gut zu erreichen. Man fährt auf der Interstate 15 etwa 37 Meilen in Richtung Salt Lake City und nimmt die Ausfahrt 75 auf den Valley of Fire Hwy. Nach weiteren 18 Meilen Fahrt auf der Landstraße landet man auf dem Parkplatz des VoF Visitor Centers. Bereits die Anfahrt zum State Park lässt den Besucher erahnen, welches Szenerio sich ihm bei dem kommenden Laufevent bietet. Das Valley of Fire leitet seinen Namen von den feuerrot leuchtenden Sandsteinformationen ab, die sich vor 150 Millionen Jahren aus großen Wanderdünen formten. Die Steine "glühen" gewöhnlich besonders rot in der frühen Morgen- oder in der späten Abendsonne.

Freitag 20.11.2009 kurz vor 18 Uhr - eine kleine Gruppe laufwilliger Abgehts09-ler findet den Weg in den beschaulichen Ort Overton. Konni, Lisa, Stefan und ich haben einige anstrengende Sightseeingtage hinter uns. Den Vormittag verbrachten wir noch in dem 350 km entfernten Bryce Canyon NP. Bei Minusgraden und herrlichen Sonnenschein konnten wir uns dort von den landschaftlichen Reizen des amerikanischen Westens überzeugen. Die Temperaturen jetzt in der nördlichen Lake Mead Area waren da mit 20° schon deutlich angenehmer. Als wir in Overton ankamen, war es bereits dunkel. Ohne Probleme fanden wir die historische Schule, wo wir uns die Startunterlagen für den tags darauf folgenden Lauf abholen wollten. Schnell bekamen wir unsere Startnummern ausgehändigt, empfingen und probierten unsere im Starterpaket enthaltenen, langärmeligen Raceshirts an und schaufelten uns an der Nudelbar eine gehörige Portion Kohlenhydrate rein. Bei den Pastaparties in den USA bekommt man üblicherweise die folgenden Fragen zu hören: "How are you?" und "Where are you from?". So kamen wir etwas ins Gespräch mit den Einheimischen dort.

  

Man hat das gut getan! Gut gesättigt fuhren wir weiter in Richtung Hotel. Overton selbst bietet nur eine kleine begrenzte Anzahl von Übernachtungsmöglichkeiten. Diesen Umstand mussten wir leidlich feststellen, als wir unsere USA-Reise geplant hatten. Lediglich ein Best Western Motel gab es in dem Ort und dieses war natürlich schnell ausgebucht. Alternativen zur Übernachtung gab es sonst in Las Vegas oder Mesquite. Diese Alternativen waren uns aber zuviel unnötige Fahrerei. Wir fanden letztendlich verfügbare Zimmer im Echo Bay Resort, direkt in der Echo Bay am Lake Mead gelegen. Um dorthin zu gelangen, fuhren wir etwa 30 km - in völliger Dunkelheit auf einer fast völlig verlassenen kurvenreichen Landstraße - gefühlt ans Ende der Welt. Na jedenfalls brauchten wir keine schlaflose Nacht durch starken Autoverkehr befürchten ;-). Was die Amerikaner unter einem "Resort Hotel" verstehen, das bleibt uns bis heute noch verschlossen. Das Echo Bay Resort ist jedenfalls ein einfaches und völlig abgelegenes Motel - einfach ... aber sauber!

Samstag 21.11.2009: Um 5:00 Uhr klingelte der Wecker. Eine Unart amerikanischer Marathonläufe aus Sicht von uns Europäern ist, dass sie in der Regel recht früh am Morgen starten. Noch etwas verschlafen trafen wir uns eine halbe Stunde später in der Lobby des Motels. Frühstück wurde keines angeboten ... nur frischer Kaffee. Wir waren aber darauf vorbereitet und verspeisten unsere mitgebrachten Muffins und Bananen. Danach, Abfahrt ins 25 km entfernte Valley of Fire. Der Zeitplan der Laufveranstaltung sah für uns vor, dass Stefan und ich um 07:00 Uhr den Marathon beginnen durften. Lisa und Konni waren für den Halbmarathonstart eine Stunde später vorgesehen. Rund um die Startvorbereitungen lief alles sehr entspannt ab. Es gab keine langen Schlangen an den Dixiehäuschen und auch der Chipempfang ging zügig von statten. Das sind eben die Vorteile einer kleinen lokalen Laufveranstaltung. Insgesamt waren 101 Marathonis, 100 Halbe und 82 10 Km-Läufer vorangemeldet. Ähem, Chipempfang? Tatsächlich wird beim Valley of Fire Marathon Championchipmessung eingesetzt. Wow, sogar das Chipband fürs Fußgelenk war für uns Läufer bereits vorbereitet. Kurz vor Marathonstart huschte noch eine Herde "Langhornschafe" an der feuerroten Gesteinskulisse vorbei. Echt beeindruckend.

7:00 Uhr - Startschuss für den Marathonlauf. Wie nicht anders zu erwarten, hatten wir wieder strahlend blauen Himmel. Nach fast drei Wochen ohne Lauftraining gingen Stefan und ich mit stark gemischten Gefühlen auf die Strecke. Uns war bekannt, dass es keinen einfachen Lauf geben würde. Die Höhenprofile für den Halbmarathon (identisch mit der ersten Hälfte des Marathons) und für die 2. Hälfte des Marathons waren uns sehr gut bekannt, jedoch unterschätzten wir diese später etwas. Sofort schon fingen die Hügel an - eine langezogene Steigung zeigte uns den Weg in das dahinterliegende Valley hinein. Eigentlich bin ich es gewohnt, sogleich nach dem Startschuss loszurennen. Nicht so hier beim Valley of Fire Marathon. Von Anfang an nahmen wir uns alle vor, den Lauf zu genießen. Race and View nenne ich das. Dementsprechend bewaffnete ich mich mit meiner neuen Digicam, um die landschaftlichen Höhepunkte des State Parks digital zu erfassen. Beim Laufen des Valley of Fire Marathons sollte man wirklich nur den Spaß im Kopf haben.

Eine einzige asphaltierte Strasse führt von dem Visitor Center in das Herz des VoF hinein. Zum Teil ist die Strasse mit ihren Kurven und Berg- und Talbahn ähnlichen Unebenheiten bereits aus der Ferne herrlich schön anzuschauen. Für den Besucherverkehr wurde die Strasse an dem Morgen komplett gesperrt. Anfangs läuft man eng umsäumt von feuerroten Felsformationen, von denen man meint, dass sie einen stetig beobachten. Beim Vorbeilaufen scheine ich immer wieder düstere Totenschädel oder bizarre Monsterfiguren zu entdecken. Stefan meinte später, dass seien bestimmt die Folgen aufkommender Dehydration gewesen. Aber schon so früh im Rennen?

Nach ca. 2 Meilen am Rainbow Vista Point bogen wir rechts auf eine relativ unschöne Schotterpiste ab. Knapp 3 km unbefestigter Untergrund begleiteten uns auf diesem kurzen Wendepunktabschnitt. Wir steuerten den "Silicia Dome" an, einer weiteren interessanten Gesteinsformation die einen Namen erhalten hat. Die Eindrücke die wir während des Laufes von der Felslandschaft sammelten waren sehr beeindruckend. Immer wieder blieb ich zwischendurch stehen und fummelte an meiner Digicam herum. Es war aber in der kurzen Zeit verdammt schwer, die faszinierenden Augenblicke in dem kleinen Kasten zu speichern. Am Ende zählte ich knapp 100 Aufnahmen die ich während des Rennens geschossen habe.

Wieder zurück, ging es weiter auf der asphaltieren Straße bis zum Ende, dort wo die "White Domes" zu bewundern sind. Das Streckenprofil ist zu keiner Zeit flach. Immer wieder wechselten sich die Bergauf- mit den Bergabpassagen ab. An jeder Ecke bot sich uns ein neuer herrlicher Blick auf die Landschaft. Ein gleichmäßiger Laufschritt war nur schwer einzuhalten. An den "White Domes" wartete der zweite Wendepunkt der Strecke auf uns. Ab hier ging es knapp 6 Meilen den ganzen Weg auf der asphaltierten Straße zurück. Unterwegs traf man jetzt die Läufer, die man bereits überholt hatte oder den Schluss des Feldes bildeten. Nur kurze Zeit später liefen uns die ersten Halbmarathonis entgegen und wir überholten einige Läufer, die sich die 10 km-Strecke ausgesucht hatten. Konni und Lisa grüßten mich gut gelaunt. Es war der Abschnitt mit den meisten Läufern auf der Strecke. Ab und zu wurde ich auf mein Lauftreff-Shirt angesprochen. Es identifizierte uns alle Vier von Abgehts als deutsche Läufer. Irgendwie scheint hier jeder selbst mal in Deutschland gelebt oder irgendwelche deutschstämmigen Vorfahren gehabt zu haben. Und manch eine(r) wurde in Deutschland geboren. Auch der spätere Sieger des Marathons - Markus Lehr aus Wetzlar - wohnt in Deuschland.

Nach insgesamt 13 Meilen erreichten wir am Visitor Center vorbeilaufend unseren Ausgangspunkt wieder. Hier war später für die Halbmarathonis Schluss. Wir Marathonläufer bogen jetzt auf den Valley of Fire Highway ab. Die Hälfte des Laufes war für uns vorüber und wir hatten bereits 400 HM in den Knochen. Meine Beine waren schon recht müde. Die letzten Wochen - begleitet durch fehlendes Training, lange Autofahrten und Shopping-Marathons - forderten ihren Tribut. Die jetzt höher stehende Sonne begann mehr zu brennen. Ich war froh dass einige Schäfchenwolken aufzogen. Sie versprachen etwas mehr Abkühlung. Ich hatte in Erinnerung, dass es jetzt die nächsten 10 km stetig bergauf geht und nutzte gerne jede der Servicestationen, die im Abstand von 2 Meilen aufgebaut waren. Auf dem Highway lief ich jetzt ziemlich alleine. Kein anderer Läufer war mehr in Sicht. Ich fragte mich schon, bin ich hier etwa falsch? Nein, das kleine Läuferfeld zog sich auf dem selektiven Kurs sehr weit auseinander. Ich nutzte daher die Servicestationen auch für etwas ausgiebigere Plaudereien mit dem dort stationierten Servicepersonal. Echt nett die Amerikaner!

   
Bei Meilenmarker 15 bog der Kurs erneut für eine kurze Zeit auf eine Schotterpiste ab. Wiederholt ging es an bizarren Gesteinsformationen vorbei. "Atlatl Rock" und "Arch Rock" stand auf den Hinweisschildern geschrieben. Ab und zu grüßten freundlich die patroulierenden Ranger aus ihren Fahrzeugen heraus. Einer davon war sich auch nicht zu schade, extra für mich anzuhalten, auszusteigen und ein Foto von mir und der herrlichen Landschaft zu machen. Nach 17 Meilen befanden wir uns wieder auf dem asphaltierten VoF Highway. Als ich dort ankam, fiel mir ein etwas älteres Ehepaar auf, das ich locker überholen konnte. Dabei dachte ich zuerst daran, wie können die nur so schnell hierher gelaufen sein konnten? "Early starter" nennen die Amerikaner das. Für diese Teilnehmer gibt es eine eigene Wertung. Sie dürfen früher starten und versuchen dann, innerhalb der normalen erlaubten Wettkampfzeit ins Ziel zu gelangen.

Die Strecke wurde nun wirklich unangenehm anstrengend. Wir mussten noch einige Meilen auf dem Highway - und damit auch aus dem State Park hinaus - weiterlaufen. Es ging zum großen Teil nur in einer gemütlicheren Gangart als Laufen den Berg hinauf. Auf der anderen Straßenseite kamen mir mit einem breiten Lächeln im Gesicht und jeweils einem freundlichen Gruß, bereits die etwas schnelleren Läufer entgegen. Dort hoch droben sah ich einen Reisebus zu uns herunterfahren und ich wünschte mir sehnlichst, den erwarteten Wendepunkt noch vor dem sichtbar höchsten Punkt zu erreichen. Nein, nach den Meilenmarkern zu urteilen musste es nach ganz oben weitergehen. Komisch, kein Läufer überholte mich hier. Dabei war ich wirklich nicht schnell unterwegs. Es schlossen aber einige Läufer von hinten etwas auf. Oben angekommen ... endlich geschafft. Es ging noch einen weiteren Kilometer relativ flach bis zum letzten Wendepunkt am heutigen Tag.

Das Herunterlaufen des Passes bereitete mir wieder viel mehr Spaß als das Laufen bergauf. Von hier oben aus, konnte man gut auf die unten im Tal liegende Laufstrecke und auf die weitläufige Landschaft blicken. Ich war über die erreichte Höhe schon etwas überrascht. Dort oben kam mir auch Stefan entgegen. Er stand mit schmerzverzerrtem Gesicht am Straßenrand und musste die Folgen eines gerade erlittenen Wadenkrampfes ertragen. Ich übergab ihm meine mitgeführte Wasserflasche, damit er etwas zur Kühlung hatte. Ich hoffte beim Weiterlaufen, dass ihm auch meine ermunternden Worte helfen würden.

Von jetzt an konnte ich wieder einige Läufer überholen, die während meiner Fotostopps und ausgiebigen Verpflegungspausen an mir vorbeigelaufen waren. Darunter befand sich auch Ivonne, eine nach Las Vegas ausgewanderte Landsfrau. Für Ivonne war der VoF Marathon die Marathonpremiere. Respekt, und das bei so einem Höhenprofil! Ich beschloss kurzerhand, Ivonne ins Ziel zu begleiten. Immerhin lagen noch knapp 7 km vor uns und etwas Unterhaltung schien uns beiden gut zu tun. Ohne große Zwischenfälle kamen wir ins Ziel. Lisa und Konni erwarteten uns bereits kurz vorher zu einem Fotoshooting. Ich schnappte mir noch eine kleine deutsche Flagge und gemeinsam mit Ivonne finishte ich in 4:38 Std. So lange war ich noch nie bei einem Marathon unterwegs gewesen. Stefan benötigte sogar über 5 Stunden für den Lauf. Auch die beiden Mädels hatten bei ihren Halbmarathons nicht mit dem Tempo übertrieben. Vollends zufrieden fuhren wir alle Vier dann anschließend im "Abgehts09-Mannschaftsbus" nach Las Vegas weiter.

Hier das Ergebnis für den Grund meiner deutlichen Verspätung beim Zieleinlauf:

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Fazit:
Der VoF Marathon
- besitzt eine landschaftlich außerordenlich beeindruckende Laufstrecke.
- könnte bedingt durch das Steckenprofil (ca. 800 HM) schon mal etwas länger dauern.
- könnte bedingt durch die vielen netten Helfer noch ein Stückchen länger dauern.
- ist ein sehr "familiäres" Laufevent.
- ist nicht geeignet für Läufer, die auf besonders schnelle Zeiten aus sind.
- ist nicht geeignet, wenn man eine tolle Stimmung an der Strecke erwartet.
- ist supertoll organisiert.
- hat uns ein knallrotes, langärmliges Laufshirt (das auch den Mädels passt!) und eine Erinnerungsmedaille beschert.
- war ein tolles Lauferlebnis.

Tipp Nr. 1:
Auf der Halbmarathonstrecke des VoF Marathons lässt es sich auch ganzjährig gut ohne Wettkampf laufen. Einfach das Auto am Visitor Center abstellen, Laufschuhe anschnallen, ausreichend Wasser mitnehmen und los. Ich garantiere eine unvergessene Trainingseinheit.

Tipp Nr. 2:
Probiert doch mal den "Red Rock Canyon Marathon" aus. Der Lauf findet wieder am 6. März 2010, ebenfalls unweit von Las Vegas statt. Auch hier lässt es sich bestimmt in einer tollen Landschaft laufen.

Weiterführende Links:
-VoF Marathonseite

-Der Fotograph für "Fine Art" Nicholas A. Price nannte sein Fotoprojekt über das Valley of Fire "Playgrounds of the gods". Die Galerie dazu findet Ihr hier.

Hier geht es zu dem VoF Bericht von Stefan.