Frankfurt Marathon 2010 - Irgendwie perfekt!

Es ist noch gar nicht so lange her, da galt der Frankfurt Marathon als graue Maus in der Laufszene. Immer im Schatten der schier übermächtigen Veranstaltungen in Berlin und in Hamburg. Ständig schlechte Wetterbedingungen, keine gute Streckenstimmung und eine langweilige Laufstrecke wurde dem Marathon in Frankfurt nachgesagt. Doch das Image hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Hauptverantwortlich dafür - der finale Einlauf in die guude Stubb der alt ehrwürdigen Festhalle. Dazu trafen die Läufer in den letzten Jahren fast immer auf perfektes Laufwetter und auf eine immer wieder optimierte und schnellere Laufstrecke. Das wiederum führte zu stetig steigenden Teilnehmerzahlen und letztendlich auch zu dem Anspruch, einer der beliebtesten Stadtmarathons in Deutschland zu werden.

Frankfurt Marathon 2010 - Irgendwie perfekt!

Es ist noch gar nicht so lange her, da galt der Frankfurt Marathon als graue Maus in der Laufszene. Immer im Schatten der schier übermächtigen Veranstaltungen in Berlin und in Hamburg. Ständig schlechte Wetterbedingungen, keine gute Streckenstimmung und eine langweilige Laufstrecke wurde dem Marathon in Frankfurt nachgesagt. Doch das Image hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Hauptverantwortlich dafür - der finale Einlauf in die guude Stubb der alt ehrwürdigen Festhalle. Dazu trafen die Läufer in den letzten Jahren fast immer auf perfektes Laufwetter und auf eine immer wieder optimierte und schnellere Laufstrecke. Das wiederum führte zu stetig steigenden Teilnehmerzahlen und letztendlich auch zu dem Anspruch, einer der beliebtesten Stadtmarathons in Deutschland zu werden.

Am 31.10. stand die 29. Auflage auf dem Programm. Für die 12.475 gemeldeten Marathonläufer waren für den Tag optimale Wetterbedingungen vorhergesagt. Bei 14° Sonnenschein und Null gefühlten Wind ging es um 10:00 Uhr auf die Laufstrecke. Es war ein Lauf der vielen Ankündigungen - Streckenrekorde und sogar Weltrekorde sollten in diesem Jahr in Frankfurt fallen. Die Ankündigungen wurden im vollen Umfang erfüllt und sogar weit übertroffen. Mit einer Endzeit von 2:04:57 des Kenianers Wilson Kipsang ist die Strecke in Frankfurt jetzt die viert schnellste Strecke auf der ganzen Welt geworden. Auch die Frauen knackten den Streckenrekord deutlich (2:23:25) . Neue Weltrekorde gab es in zwei Wertungen für sehbehinderte Läuferinnen und für den Marathon im Rückwärtslaufen.

Für meinen 50. Jubiläumsmarathon hatte ich mir etwas recht Unübliches ausgedacht. Mit Sackkarren, einem Kasten Weizenbier, Plastikbechern und einigen Tütchen Gummibärchen wollte ich diesmal auf die Strecke gehen. Ein Lauf auf eine schnelle Endzeit schloss ich von vorn herein aus und deshalb wollte ich möglichst viel Spass an dem Lauf haben. Ich war sehr froh darüber, dass ich meinen größten Kritiker für das Vorhaben gewinnen konnte. Alleine die ganzen 42,2 km die Bierkiste zu schubsen, wäre sicherlich eine sehr dumme Idee gewesen. So entschied sich in allerletzter Minute der Stefan, mich bei dem Lauf zu unterstützen.

Um Punkt 10:00 Uhr fanden wir uns fast am Ende des Starterfeldes ein und warteten auf den ersehnten Startschuss. Keine Ahnung was auf uns zukommen würde. Hält die Sackkarre überhaubt die lange Strecke aus? Halten wir wirklich durch? Geprobt hatten wir die Aktion nur ein einziges Mal bei einem 8 km langen Trainingslauf. Bereits vor dem Start öffneten wir unsere erste Flasche Erdinger und prosteten uns gegenseitig zu. Eine unserer direkten Laufnachbarinnen lachte und konnte es kaum glauben, als sie kurz darauf ebenfalls mit uns anstoßen durfte. Na dann Prost! Schon im Vorfeld des Startes wurde unser Biergefährt bestaunt und vielfach fotografiert. Jeder wünschte uns Glück bei unserem Vorhaben.

Es ging los und wir schlängelten uns mit dem Wagen durch viele Läufer hindurch. Stefan wunderte sich sehr über das anfänglich sehr langsame Tempo unserer Mitläufer. Die ersten Kilometer mit dem Sackkarren haben wir ganz der Sicherheit gewidmet. Wir wechselten uns jeden Kilometer fliegend mit dem Anschubsen der Karre ab. Während der eine schob, sicherte der andere die Strecke, so dass wir keinen der Mitläufer gefährden konnten. Wenn gar nix mehr half, bedienten wir uns der an dem Karren angebrachten Fahrradhupe. Dann war der Weg meist schnell wieder frei. Nach 5 Kilometer hatten wir einen Gesamtschnitt von 5:52 Min/km erreicht. Dieses Tempo war natürlich auf Dauer viel zu schnell und wir versuchten das Tempo zu drosseln. Uns machte der Lauf bis jetzt ziemlich viel Spaß. Von überall her vernahmen wir sehr positive Reaktionen auf den Lauf mit dem Gefährt. Die Zuschauer und Läufer waren sehr amüsiert darüber und feuerten uns kräftig an. 

Da ja heute auch Helloween war, beglückten Stefan und ich die am Streckenrand verweilenden Kids mit den kleinen Gummibärentütchen, die den Kleinen teilweise über größere Entfernungen zugeflogen kamen. Nach den Würfen vernahmen wir immer ein freundliches Dankeschön der dabei stehenden Eltern und auch von den Kiddies selbst. Einige waren auch sehr erstaunt darüber gewesen, dass sie nach dem Abklatschen plötzlich etwas Süßes in den Händen hielten. Als wir das erste mal an der Alten Oper vorbei liefen, hielten wir am Rand der Strecke an und zogen unseren Flaschenöffner hervor. Wir versorgten einige staunende Zuschauer mit Bechern unserer kostbaren Flüssigkeit und gossen uns ebenfalls ein Bierchen ein. Die Läufer die wir gerade eben noch überholt haben und sich lachend auf ein Weizenbier freuten, kneiften dann aber und lehnten dankend unsere mit übermäßig viel Schaum gefüllten Becher ab. Manch ein Läufer nahm aber auch die zusätzlichen Kohlenhydrate dankend an. An dieser Stelle sei aber erwähnt, dass wir zuerst nur Alkfreies ausgeschenkt haben. Wir sind zwar bekloppt aber nicht bescheuert!

Nach dem ersten fast 4-minütigen Stopp ging es weiter. Eigentlich waren wir die schnellsten im hinteren Feld und wir überholten kräfig weiter. Alles Läufer, die wir bereits schon vor dem Stopp passiert hatten. Unsere Gummibärchenvorräte nahmen schon deutlich ab, die Biervorräte noch nicht. Nach Überquerung des Mains legten wir unseren zweiten Ausschankstopp ein. Hier floss das Weizenbier schon in etwas größeren Mengen. Die Zuschauer freuten sich riesig und wir hatten ebenfalls viel zu lachen. Weiter gings mit unserem Spaßmarathon. Unser Lauftempo pendelte sich jetzt schon bei etwa 6:20 Min/km netto ein. Manchmal legten wir spontan ein Stopp ein ... immer dann, wenn wir ungläubige Kommentare von Zuschauer vernommen haben. Bei Sprüchen wie "Der Kasten ist ja leer" bewiesen wir sogleich das Gegenteil. Irgenwann überholten wir auch den 99-jährigen Inder, der für eine Staffel unterwegs gewesen ist. Was für eine Leistung!

Plötzlich sprach uns von hinten links kommend jemand an. "Ist das echtes Bier im Kasten?" wurden wir im Laufen gefragt. "Na klar" antwortete ich und bot dem Fragenden gleich einen Becher Weizenbier an. Ich drehte mich um und sah dann das Mikrofon vom hr-Fernsehen. Oups - jetzt also waren wir reif für ein Interview. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Reporter sollten wir den Zuschauern glaubhaft machen, dass wir "richtiges" Bier trinken und kein alkfreies. Nun, wir sind darauf eingegangen Innocent. Später an der Schwanheimer Brücke trafen wir den Reporter wieder und er rief uns zu, dass wir gerade gesendet wurden und jetzt berühmt wären. :-)

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Weiter gings durch Niederrad und Schwanheim, wo unsere Biervorräte jetzt rapide abnahmen. Wir sollten doch im nächsten Jahr wiederkommen, wünschten sich einige der Leute. Hoch oben auf der Schwanheimer Brücke bedankten wir uns bei der dort spielenden Rockband mit einigen Bechern unseres Weizenbieres. Für diese Jungs sind wir jetzt zu echten Helden geworden. Langsam schwanden uns aber auch die Kräfte, denn das ständige Anhalten, Ausschenken und wieder loslaufen macht einen Marathon nicht gerade einfacher. Mit "Hey, Ihr seit gerade im Fernsehen gewesen" wurden wir in Höchst begrüßt. Bei km 26 wartete auch schon die Abgehts-Abordnung mit Nachschub auf uns. Bier- und Gummibärchenvorräte wurden für die letzten 16 km wieder aufgefüllt. Der Manfred hatte uns bereits einen Ersatzkarren zum Weiterlaufen bereitgestellt :-)


Da wir bis jetzt kein ernst gemeintes Zeitziel hatten, schlug Stefan ein Finish von 05:05:05 Std. für den Jubiläumslauf vor. Das passte mir gut, denn mehr war eigentlich nicht drin. Die letzten Kilometer wurden immer schwerer und kurz vor Schluss erwischte mich fast noch ein ordentlicher Krampf im Oberschenkel. Bin halt nix mehr gewohnt mit dem ganz langsamen Laufen. Es scheint eine völlig andere Muskelbelastung zu sein, als wenn man richtig losrennen kann. Kurz nach 5 Stunden kamen wir in der Festhalle an. Uns blieb noch etwas Zeit zum Finshen und wir gönnten uns und anderen Läufern zum Schluss einen weiteren Becher des Weizengebräus. Schon längst hatten wir dem alkfreien Bier entsagt und sind auf die promillehaltige Version umgestiegen. Mit genau berechneten Schritten trat ich dann auf den Zielkontakt - 05:05:05 - auf die Sekunde genau. Stefan hat sich leider um eine Sekunde vertan, schade.

So ganz frisch sah Mika in Höchst auch nicht mehr aus ;-)

Ich fand den Lauf in Frankfurt richtig klasse. Wiederholung - nein danke! Für mich bleibt es eine einmalige Aktion. Vielen Dank an Stefan, denn ohne seine Begleitung hätte ich wahrscheinlich den Karren bei km 26 abgegeben. Zu zweit war das Vorhaben wirklich gut durchführbar und viel lustiger.. Wir können erneut bestätigen, dass wir mit dem Marathon am Main eine super Veranstaltung direkt vor der Haustür haben.

Von Abgehts am Start waren außerdem noch Gernot (3:11:21), Mika in der Managerklasse mit Anzug (3:21:46), Peter Unger mit Sohn Robert (beide 3:28:30), Robert bei seinem Geburtstagslauf (3:39:30) und Jürgen zum Auslaufen nach seinem Finish in Hawaii (3:51:24).