Während einige Läufer unserer Gruppe nach Hamburg fuhren, wollte ich es beim 4. Darmstädter Knastmarathon einmal versuchen. Dort gab es für ein Startgeld von 20 € einen topfebenen, asphaltierten Kurs inmitten einer sehr gepflegten Wohnanlage, bestens organisierter Logistik, warme und kalte Getränke, sowie reichlich frisch belegte Brötchen und Kuchen, alles kostenfrei – eine kleine Spende für die Leukämiehilfe für Kinder war erbeten. Gesponsert von Sport–Frubiase. Das Läuferfeld war auf 200 Starter limitiert, davon 151 externe: 142 Männer und 9 Frauen. Sehr übersichtlich also.

 

Während einige Läufer unserer Gruppe nach Hamburg fuhren, wollte ich es beim 4. Darmstädter Knastmarathon einmal versuchen. Dort gab es für ein Startgeld von 20 € einen topfebenen, asphaltierten Kurs inmitten einer sehr gepflegten Wohnanlage, bestens organisierter Logistik, warme und kalte Getränke, sowie reichlich frisch belegte Brötchen und Kuchen, alles kostenfrei – eine kleine Spende für die Leukämiehilfe für Kinder war erbeten. Gesponsert von Sport–Frubiase. Das Läuferfeld war auf 200 Starter limitiert, davon 151 externe: 142 Männer und 9 Frauen. Sehr übersichtlich also.

Gute Streckenmusik und eine Sambaband machten zusätzlich Laune.

Ein kleiner Unterschied zu anderen Läufen war jedoch, dass sämtliche Fenster der Wohnhäuser vergittert waren und die Laufstrecke von einer hohen Mauer mit Stacheldraht umsäumt war, denn dieser Lauf wurde in der JVA Darmstadt-Eberstadt ausgerichtet. Es war bereits das vierte Mal; er war 2006 als ein Sportprojekt im Zuge der Resozialisierungshilfe für Häftlinge entstanden. So waren auch 27 Insassen am Start, die ein sechsmonatiges Lauftraining mit Hilfe externer Trainer sowie Sportlehrer der JVA absolviert hatten.

Als ich am strahlenden Sonntagmorgen vor den Toren des Gefängnisses ankam, standen schon viele Läufer von Auswärts ebenfalls da, denn es war nicht einfach in den Knast hineinzukommen.

Wir wurden nur in Fünfergruppen durch das schwere Tor hineingelassen, der PSA musste hinterlegt werden und das Gepäck wurde wie am Flughafen auf Waffen und Sonstiges gefilzt. Anschließend musste jeder noch an einem Spürhund vorbei, der uns eifrig beschnüffelte. Dann waren wir aber endlich drin im Knast, konnten uns umziehen, die Sachen in einem großen Kleidersack zur Aufbewahrung abgeben und uns frei bewegen.

Pünktlich um 10:00 Uhr wurde das Feld auf den 1,758 km langen Kurs losgeschickt. Dieser war 24 mal zu durchlaufen. Am Start/Ziel lag eine Kontaktmatte für die Chipmessung, dessen Werte auf eine Leinwand per Beamer projiziert wurden. So konnte man beim Vorbeilaufen bequem seine eigene Zwischenzeit, vor allem aber die bereits gelaufenen Runden ablesen. Die Laufstrecke war zwar flach aber trotzdem schwieriger als ich dachte wegen der vielen Kurven und einer engen 180° Wende; d.h. Abbremsen bist fast zum Stillstand und erneut beschleunigen und das 24 mal. Dieser Streckenkurs hat dadurch zusätzlich Kraft gekostet. Dazu kam die strahlende Sonne auf den schattenlosen Kurs.

Nach dem Start setzte sich eine Dreiergruppe ab, darunter der Vorjahressieger und das restliche Feld teilte sich allmählich je nach eigenem Lauftempo auf . Schon bald kam es zu den ersten Überrundungen; mit 200 Teilnehmern ist diese Strecke voll ausgereizt, es sei denn man verlängert die Laufstrecke aus dem Tor heraus in den nahe gelegenen stillen Kiefernwald. Wäre theoretisch gut machbar!

Am Streckenrand standen oder saßen Gefangene hinter Absperrgittern und schauten uns zu. Es waren fast ausschließlich jüngere Männer, von Justizbeamten beaufsichtigt. Manchmal rief auch jemand etwas aus einem Fenster zu. Man sah aber nur eine undeutliche Gestalt hinter dem dichten Gitter. Von der Wohnanlage lief man auf das Werkstattgelände, bestehend aus einer Druckerei, einer Schlosserei und einer Buchbindewerkstatt sowie ein internes Fortbildungszentrum für die Gefangenen. Dann ging es an der hohen Knastmauer zurück Richtung Start/Ziel, am Verpflegungsstand und der unermüdlichen Sambaband vorbei. Auch einige externe Begleiterinnen standen an der Strecke. Nach zwei Stunden wurde die Gefangenengruppe wieder in ihre Blocks zurückgeführt und die nächste Gruppe kam heraus und durfte zuschauen. Die Jungs feuerten natürlich besonders ihre eigenen Kameraden an, aber ab und zu rief auch jemand uns mit Namen (stand auf der Startnr.) etwas Aufmunterndes zu. Das konnten wir gebrauchen, denn es wurde sehr heiß. Zwar waren viele Wasserbehälter mit reichlich Schwämmen vorhanden, aber weil ich ohne Kopfbedeckung gelaufen war, knallte die Sonne gnadenlos auf meine spärliche Haarpracht. Einige Läufer trugen Mützen, die sie mit Wasser füllten und wieder aufsetzten. Das Beträufeln mit dem Schwamm war dagegen für mich nur wie der Tropfen auf dem heißen Stein. So bekam ich einen leichten Sonnenstich, es wurde mir etwas schwindlig und die letzten fünf Runden musste ich häufig Gehpausen einlegen. Ich war heilfroh, als ich nach mäßigen 3:48:23 endlich im Ziel ankam. Dieser Knastmarathon hat mich mehr Kraft gekostet als der Schnee- und Eis-Ultralauf in Rodgau.

Fazit: Auch im Knast bleibt ein Marathon ein Marathon mit all seinen Tücken und Schwierigkeiten.

Auch eine absolut flache Strecke fordert durch zahlreiche und sehr enge Kurven viel Kraft.

Ich werde bestimmt nicht wieder schon beim kleinsten Sonnenstrahl ohne Kopfbedeckung einen Wettkampf laufen.