2012Die_Jungfrau_von_Interlaken_aus_1

...so bezeichnen die Veranstalter selbst ihren Marathon.

Am 8. und 9. September fand der Jungfrau-Marathon zum 20. Mal statt. Für dieses besondere Jubiläum hatte man sich auch etwas Besonderes einfallen lassen: Da die Strecke maximal 4000 Teilnehmer zulässt, hat man kurzer Hand zwei Marathons an zwei aufeinander folgenden Tagen angesetzt und somit die Teilnehmerzahl verdoppeln können. Am Samstag starteten alle Frauen und die Männer ab M50, während die Männer bis M50 am Sonntag auf die Strecke durften.

Gleichzeitig war es gelungen, die 9. Langdistanz-Berglauf-Weltmeisterschaften im Rahmen des Jungfrau-Marathons nach Interlaken zu holen. Gemeldet waren über 8000 Starter aus über 70 Nationen von allen 5 Kontinenten - ein Mega-Ereignis. Freitagabend gab es eine gelungene Eröffnungszeremonie, der ich mehr Zuschauer gewünscht hätte. Samstag- und Sonntagabend wurden jeweils die Sieger mit Nationalhymne und Aufzug der Landesflaggen geehrt, und schließlich gab es am Sonntag noch eine Schlussfeier. Das Ganze fand im Ambiente des Schweizer Tourneetheaters 'Das Zelt' statt, das auch noch ein Beiprogramm anbot.

Gekrönt wurde die ganze Veranstaltung jedoch vom Wettergott! An beiden Tagen gab es 12 Stunden Sonne pur. Zur Startzeit waren es im Ziel auf 2100m schon 13° C und um die Mittagszeit stieg die Temperatur auf über 25°C. Insbesondere am Samstag hatte man eine tolle Fernsicht mit unvergesslichem Ausblick auf Eiger, Mönch und Jungfrau. Bei diesem Ambiente mit diesem Wetter kann man den Spruch vom schönsten Marathon der Welt nur unterstreichen.

Am Start: Hahn im Korb


Gestartet wurden die Rennen im Zentrum von Interlaken (567m hoch) mit einer Runde um die Flaniermeile. Dann ging es raus aus der Stadt zum Brienzersee nach Böningen und quasi wieder zurück nach Wilderswill (km 10). Bis hierhin war alles auf gleicher Höhe. Da ich mich fairer- (oder dummer-) weise in den Startblock mit einer Zielzeit von 5 Stunden einsortiert hatte, war ich die ganze Zeit im Gedränge am Überholen. Glücklicherweise verlief die Laufstrecke im Schatten der Berge, so dass die steigenden Temperaturen noch erträglich waren. Trotzdem musste man an jeder Versorgungsstelle trinken und sich auch mit Wasser begießen.

Bis km 25 in Lauterbrunnen hatten wir gerade mal 250 der 1850 Höhenmeter hinter uns gebracht. Die noch notwendigen 1600 Höhenmeter bis zum höchsten Punkt, dem Eigergletscher in 2320m Höhe, mussten wir auf den nächsten 16 Kilometern absolvieren. Der Aufstieg von Lauterbrunnen über Wengen zum Gletscher ist der anstrengendste aber auch der schönste Teil der Strecke. Auf vorwiegend engen Pfaden hat man fortwährend die schneebedeckten 4000er vor Augen. Hier ist Bergwandern angesagt, von Rennen kann man nicht mehr reden, allenfalls mal zwischendurch von Traben. Man sollte auch nicht zu sehr nach vorne schauen, da wird man leicht entmutigt, weil es unendlich lang steil bergauf geht. Wie an einer Schnur aufgereiht gehen die Läuferinnen und Läufer einer hinter dem anderen. Überholen wird zunehmend schwieriger bis unmöglich. Ich hörte des Öfteren: Schau einfach auf den Weg und setze einen Fuß vor den anderen.

Schließlich erreicht man etwa bei km 39 die Moräne, nichts für schwache Nerven. Ich habe mich nicht immer getraut, den Blick vom Pfad zu nehmen, weil es an manchen Stellen rechts und links steil nach unten geht. Da habe ich - im Gegensatz zu den Einheimischen - schon Verständnis für die Frage, ob da auch Fangnetze für strauchelnde Läufer vorhanden seien. Aber irgendwann erreicht man bei km 41 den höchsten Punkt und hört und/oder sieht den berühmten Dudelsackpfeifer. Von da an geht es nur noch bergab, vorbei an einem kleinen Stausee (in dem Unerschrockene ein Bad zur Abkühlung nahmen) zum Ziel in 2100m Höhe. Man hört die Alphörner, sieht die Fahnenschwinger und weiß, es ist geschafft. Ich war mit 5:16:23 Std. als 728er von den rund 4000 Starterinnen und Startern relativ früh im Ziel. Zu meiner Überaschung reichte die Zeit noch zum 3.Platz. Ich hatte es geschafft in die Phalanx von fünf Schweizern, die Ihren Heimvorteil zu Nutzen wussten, einzubrechen. Erst dann kamen die anderen Nationen.

Die Veranstaltung war super organisiert. Begleitpersonen konnten mit der Jungfraubahn zur Kleinen Scheidegg fahren. Da die Bahn schneller als die Läufer ist, konnten Zuschauer 2-3 Mal Zwischenstation machen, ihre Lieben anfeuern und waren trotzdem noch vorher am Ziel.

Überhaupt wurden auf der ganzen Strecke die Läufer von Einheimischen und Zuschauern angefeuert. Immer wieder gab es Musikgruppen, Trommler und Leute mit Kuhglocken. Man merkt, die Region steht hinter dem Lauf. Es gab ausreichend Verpflegungsstationen mit genügend Getränken, Gels, Bananen und Riegeln. Geplagte Beine konnte man sich schon unterwegs massieren lassen, und im Ziel wartete für jeden eine warme Suppe und sogar eine warme Dusche!


Der Rückweg musste mit der Jungfraubahn bewältigt werden, die Startnummer war das Ticket. Ich hatte eigentlich keine Lust schon nach unten zu fahren. Das Wetter und die Umgebung waren zu schön. Aber ich wusste, dass die Bahnen immer voller und die Wartezeiten immer länger werden würden. Also zogen wir los.

Auf der steilen Abfahrt mit der Zahnradbahn wurde mir dann erst so richtig klar, was für eine Strecke ich hinter mich gebracht hatte.


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