Deutschlands größter Staffellauf auf dem berühmtesten Weitwanderweg Europas, dem Rennsteig, ist eine hochkarätige Herausforderung für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Hier zählt nicht nur die läuferische Leistung, sondern auch Teamgeist ist gefordert. Denn hier, auf dem Höhenweg des Thüringer Waldes, starten Teams mit jeweils zehn Läuferinnen oder Läufern auf festgelegten Etappen und Wechselstellen über insgesamt 170 Kilometer von Blankenstein nach Hörschel.
Seit dem ersten Startschuss 1999 erfreut sich dieses Rennen wachsender Beliebtheit und muss wegen der besonderen Gegebenheiten und der hohen Nachfrage sogar limitiert werden. Aus diesem Grund wird schon der Anmeldevorgang zum Run auf die begehrten Startplätze. In den letzten Jahren waren diese bereits wenige Minuten nach Anmeldebeginn ausgebucht.
Thomas, der an diesem Lauf schon mal teilgenommen hatte, war so begeistert davon, dass er bei Anmeldungsöffnung vorsorglich schon mal einen Startplatz gesichert und diese Begeisterung der Teilnahme auch auf uns übertragen hat. Schnell waren die 10 Läuferinnen und Läufer gefunden und Thomas machte sich daran die komplexe Organisation auf den Weg zu bringen.
Hier hatte er noch zwei weitere Orga-Mitstreiter in Patricia und Peter gefunden, die sich um Streckenplanung/ Hotelsuche und Autoplanung gekümmert haben. Thomas hat uns in regelmäßigen Abständen nicht nur informatorisch auf dem Laufenden gehalten, sondern hat auch eben durch diese regelmäßigen Updates und Information über Wissenswertes die Spannung für diese Sache hochgehalten, dass wir uns erinnern, für welches herausforderndes Unternehmen wir uns bereit erklärt haben. Die Aufgabe von Peter und Patricia war nicht minder herausfordernd. Es mussten 10 Läuferinnen und Läufer an die jeweiligen Starts gebracht, abgeholt und weiter transportiert werden. Jeder sollte für sich eine machbare Zeit definieren, welche in einen übersichtlichen Rahmen gebracht wurde. Von der Schlüssigkeit dieser Planung war dann auch der korrekte Einsatz der Läufer an ihren Startpositionen abhängig.
Erfreulicherweise haben sich für den undankbaren Job der Radsupporter gleich Sabine und Helga bereiterklärt, als weitere Begleitpersonen die bereit waren die Läufer zu unterstützen fanden sich Rosi, Silke und Hannah, nebst der 7 Monate alten Carla. Ein Supporterleben ist nicht nur insgesamt eigentlich viel anstrengender als nur zu sporteln, es ist auch mit wenig offizieller Ehre am Ende des Tages ausgestattet. Bei diesem Lauf gehören sie offiziell als Mitglieder zum Team.
Die Herausforderung besteht darin, dass alle Läufer pünktlich und startbereit am Start ihres Streckenbeginns stehen und am Teilziel wieder abgeholt werden. Ich darf schon mal vorweg sagen, dass die komplette Planung einwandfrei funktioniert hat. Auch kurzfristig bekanntgegebene Änderungen der Strecken durch den Veranstalter wurden schnell in den Staffelplan aufgenommen und von den betroffenen Läufern akzeptiert und umgesetzt.
Und dann war da noch die Sache mit dem Stein: Traditionsgemäß sollte jedes Team einen Stein aus der Selbitz mitführen und diesen nach Zeitnahme im Ziel in die Werra werfen.
Die Eindrücke aller Läufer pro Etappe und unserer lieben Supporter haben wir weiter unten dokumentiert.
Detaillierte Ergebnisübersicht über alle Etappen: klick
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Etappe 1: Blankenstein – Grumbach
Rennsteig-Staffellauf 2017 - E01.gpx
Anstieg/Abstieg: 465Hm, 189Hm
Split km: 17,60
Split Zeit: 1:30:57
Split min/km: 5:11Läufer: Ralf D.
Das Team 1 bestehend aus Rosi als Unterstützerin, Peter U., Dirk B. und mir als Läufer mußte schon am Freitag anreisen. Pünktlich am Freitag um 14:00 Uhr brachen wir auf zu unserer Unterkunft in Bad Steben. Unsere ersten Aufgaben bestanden in der Abholung des Zeitnahmechips und Auswahl des richtigen Steins aus der Saale. Auf ausdrücklichen Wunsch von Thomas sollte es ein Stein aus der Saale und nicht der Seblitz sein. Das gestaltete sich nicht so einfach, aber Peter gelang es auf Umwegen an die Saale vorzustoßen und einen Stein zu bergen, der dann direkt im Rennsteigarmband samt Chip verschwand. Wir hielten noch Ausschau wo wir am nächsten Morgen geschickt parken und wegfahren können. Dabei fiel mir besonders das Schild mit 15% Steigung an der Straße auf. Das bedeutete für mich also nach wenigen flachen Metern sofort ein sehr knackiger Anstieg.
Am nächsten Morgen war um 3:30 Uhr die Nacht zu Ende. Ein schnelles Frühstück und kurz vor 5:00 Uhr noch eine Tasse Kaffee und dann ging es auch schon zum Start. Es waren nur 11°C. Es sollte aber sonnig werden. Trotzdem war es am Start recht kühl und mir kam die unvermeidliche Frage, ob ich zu dünn angezogen bin. Als nach einer kurzen Ansprache des Bürgermeisters dann der Startschuß fiel, war diese Frage sehr schnell vergessen.
Nach 270m und den ersten Höhenmetern war der Puls schon bei 150bpm und mir war warm. Entsetzend empfand ich das Tempo. Ich hatte das Gefühl am Anschlag zu sein aber es waren sehr schnell nahezu 100 Läufer, von 155, vor mir und viele zogen merklich weg. Den Puls immer an der anaeroben Schwelle gab ich was möglich war. Dran bleiben war undenkbar. Nach Kilometer 1 und immer noch einer sehr langen Steigung vor mir war ich erfreut über einen Pace von 5:13min/km. Nach gut 3 Kilometer fragte mich ein Mitläufer wann denn endlich die Steigung aufhöre. Er sah schon ziemlich geschafft und verzweifelt aus.
Bei Kilometer 4 war dann endlich die erste große Steigung mit viel Mühe und Quälerei geschafft. Kein Kilometer über 6:00min/km. Das war besser als gedacht. Die Erholung war aber sehr begrenzt denn nach weiteren 400m ging es in die nächste Steigung. Ich war froh, daß sich bis hierher alles auf der Straße abgespielt hatte. Weitere zähe 2 Kilometer bergauf und dann endlich ging es runter von der Straße und auch bergab über einen recht schönen Grasweg. Kurze Zeit später ging es in den Wald und ab hier gab es sehr abwechslungsreiche Wege. Forststraße, gruselige Wurzelwege mit gerade Platz für einen Läufer, kurze steile Abstiege mit losen Steinen und auch immer wieder Gras. Hier war äußerste Konzentration gefragt und die Wege limitierten schnell die Geschwindigkeit.
Etwas nervig waren einige Mountainbiker, die mit sich selber beschäftigt waren und dabei leider den Läufern immer mal wieder in die Quere kamen. Die meisten Fahrradbegleiter waren vernünftig und umfuhren die heiklen Stellen. Hier habe ich auch den Startläufer des Buderus-Teams getroffen und wir wechselten uns schön in der Führungsarbeit ab. Im Ziel habe ich ihn wiedergetroffen. Seine Staffel kam kurz vor uns an. Der Weg zum Ziel war überraschend schwierig. Wir kamen aus dem Wald und sahen unterhalb etwa 600m entfernt die Wechselstelle. Dazu mußten wir nur über eine Wiese laufen. Das Gras war zwar von vielen Läufern vor mir schon etwas zertrampelt, aber so richtig Gas geben war nicht drin.
Im Ziel wartete Peter startbereit und der Wechsel ging prima über die Bühne. Mit einer Zeit von 1:30:57 und Platz 70 war ich äußerst zufrieden. Insgesamt war ich schneller als geplant und konnte Peter etwas Puffer mitgeben.
Rosi und Dirk erwarteten mich schon und wir machten uns zügig zum Auto auf. Schließlich mußten wir Dirk noch an seinen Start bringen und Peter einsammeln. Der Transfer verlief zügig, so dass wir ausreichend Zeit bis zum nächsten Wechsel hatten.
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Etappe 2: Grumbach – Wanderhütte an der Schildwiese
Rennsteig-Staffellauf 2017 - E02.gpx
Anstieg/Abstieg: 297Hm, 293Hm
Split km: 18,58
Split Zeit: 1:38:00
Split min/km: 5:17
Läufer: Peter U.Vielleicht ein kurzer Vorspann zu meinem Etappenbericht.
Thomas und ich hatten beim Laufen schon oft über die Rennsteig-Staffel gesprochen und vor allem über den Brauch, einen Stein von der Saale zur Werra zu tragen. Als ich dann im letzten Jahr mit unserem Sohn Robert den Rennsteig Ultra absolvierte und mit Thomas über diese Erfahrung sprach, war uns beiden klar, dass die Rennsteigstaffel mit einem Abgehts09 Team bald in Angriff genommen sollte... und Thomas hat es geschafft, einen der begehrten Startplätze zu bekommen! DANKE, ein großes Glück weil... ja jetzt geht’s weiter mit dem eigentlichen Lauf und der Antwort auf das weil... es mehr als ein Staffellauf ist. Die Distanz ist eine Herausforderung, die Organisation rund um den Lauf eine neue Disziplin und der dazu notwendige Teamgeist eine unabdingbare Voraussetzung, der im Abgehts09 Team voll bestand.
Das erkannte ich beim Eintreffen von Ralf am ersten Wechselpunkt, der sich am Waldrand zwischen Brennnessel und Matschloch befand. Nicht wirklich geeignet, aber irgendwie hatte es was, hier stehen nur die Harten!
Ralf hatte offensichtlich kräftig Gas gegeben und suchte nach der Zeiterfassung, die nicht gut ersichtlich war und zu etwas Verwirrung führte. Naja, es war der erste Wechselpunkt und wir hatten schon gebibbert, dass wir pünktlich mit dem Auto dort ankommen würden. Es war aber kein wirkliches Problem und jetzt war ich (oder vielleicht auch das ganze Frühstart-Team mit Rosi, Ralf und Dirk B.) etwas nervös.
Doch das Armband mit Transponder und Stein hatte Ralf schon wie vereinbart in der Hand und ich stülpte mir das nasse Teil über den Arm und rannte los. Der Kopf war immer noch etwas durcheinander wegen der Übergabe und dem Gedanken von der Strecke abzukommen. Ich hatte vor dem Start noch versucht die Streckenbeschreibung, die ich vorsichtshalber auf die Rückseite der Startnummer geklebt hatte, auswendig zu lernen. Was mich dann doch davon abhielt, war der lächelnde Satz einer Nachbarläufers: „Hmm wohl zum ersten Mal dabei, hier ist noch nie ein Läufer verloren gegangen“. Das machte mir Mut und den Kopf frei, den ich dann auch bald für etwas ganz anderes benötigte! In Verbindung mit meinen Augen sollte mich Groß- und Kleinhirn gut über die Unmengen von Wurzeln bringen, die besonders bei den Gefällstrecken eine ECHTE Herausforderung waren. Letztendlich war es auch die Bremse für eine schnellere Pace. Beim diesjährigen Wintersteinlauf hatte ich 4:55 auf dem Tacho und war daher guter Dinge, meine in der Planung genannten 5:20 zu schaffen. Wenn nicht die großen Asphaltpisten durch die Stadt gewesen wären, natürlich auch mit ein paar Höhenmetern wäre es sicher nichts geworden.
Was mir beim Laufen aufgefallen ist. Die jungen Wilden rannten den Berg runter über die Wurzeln an mir vorbei, auch auf dem Asphalt konnte ich kaum einen wieder einholen. Naja, hier sind keine Sonntagshobbyjogger auf der Piste, hier sind Mädels und Jungs am Start die es krachen lassen! Ach ja, da war noch etwas, ich hatte vor lauter Planung und Streckenänderung vergessen, ob ich denn nun 17 oder 19 km zu laufen hatte. Doch egal, auch wenn ich es nicht so recht krachen lassen konnte wie die jungen Wilden und fast am Anschlag lief, die 2 km mehr schaffte ich dann auch noch.
Der Wechselpunkt kam dann schneller als gedacht oder gefühlt und ich sah einen entspannten Dirk, sowie Rosi und Ralf die sich sichtlich freuten. Sicher weil ich gut angekommen war und dies auch noch 2 Minuten vor der geplanten Zeit. Die Übergabe klappte reibungslos und Dirk verschwand mit gutem Tempo. Wir drei anderen machten uns nun auf den Weg, um ihn in Neuhaus auf dem Igelshieb abzuholen. Dort endete unsere Mission „Im Frühtau zu Berge, wir ziehn...". Es war schön mit Euch.
Der Rennsteig-Staffellauf ist sicher ein weiterer Wettkampf, der zu meinen großen Sporterlebnissen gehört und an dem ich gerne wieder teilnehme, ohne die Befürchtung den Wechselpunkt nicht früh genug mit dem Auto zu erreichen oder mich auf der Strecke zu verlaufen.
Keep on running, mit Abgehts09 auf dem Rennsteig!
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Etappe 3: Wanderhütte an der Schildwiese – Neuhaus/Sportplatz Igelshieb
Rennsteig-Staffellauf 2017 - E03.gpx
Anstieg/Abstieg: 326Hm, 198Hm
Split km: 13,54
Split Zeit: 1:14:30
Split min/km: 5:31
Läufer: Dirk B.Nachdem wir Peter in Grumbach gut auf die Reise geschickt hatten, konnten Rosi und ich Ralf in Empfang nehmen. Nach einer kurzen Erholung bei der Trinkversorgung machten wir uns dann direkt auf den Weg zurück zum Auto und in Richtung meines Etappenstarts.
Die Fahrt dorthin verlief zügig und wir konnten sogar Peters Laufprofil verfolgen da die Strecke teilweise direkt neben der Straße verlief. An der Schildwiese angekommen, reihten wir uns nach ca. 500m problemlos in die parkende Kolonne ein und schlenderten gemütlich bei mittlerweile für mich deutlich angenehmeren 16 Grad zum Wechselbereich.
Das Warten überbrückten wir mit der Darstellung von Ralfs Eindrücken vom Start, der Strecke und natürlich über das Höhenprofil.
Um 9:09 Uhr war es endlich soweit – Peter war mit unserem neuen Abgehts09 Shirt schon von weitem gut erkennbar. Der fliegende Wechsel hinter der Zeitnahme verlief problemlos.
Mit Peters zusätzlichem Vorsprung waren wir nun bereits 4min vor dem Zeitplan.
Die ersten zwei Kilometer ging es dann leicht wellig auf teilweise asphaltierten Abschnitten bzw. vergleichbaren Gundelhardwegen im <5min Schnitt voran – jetzt bloß nicht überzocken, da ich ja bereits wusste, dass bei km 3,5 eine 1,3 Kilometer lange 11% Rampe auf mich wartete.
Angekommen im nächsten Ort wurde dann erstmals das Profil der 11% direkt am Hang vor mir sichtbar – ab ging‘s in den Einstieg und von nun an hieß es nur noch Durchhalten und möglichst viel gehende Konkurrenz überholen.
Oben angekommen, verlief der Weg dann weiter bergauf und bergab – teils mit Querrillen, teils mit freiliegenden Wurzeln, die eine konstante Schrittlänge verhinderten. Bei km 7 dann der höchste Punkt (831m) und die Freude über das erste Stück bergab!
Diese währte aber nur kurz. Im Trailcharakter ging es entweder über ausgewaschene Wurzelwege oder groben Schotter und somit musste ich mein Ziel von einem schnellen Tempo bergab gegen erhöhte Aufmerksamkeit und einen „Zeitverlust“ eintauschen.
Bei km 11 dann raus aus dem Wald und die Straße überquert, die von der Polizei mit Vorfahrt für die Läufer begünstigt wurde. Ein Ordner rief mir zu „noch 2,5km bis zum Ziel“ und zeigte nach oben…
„Toll – wo kommt jetzt noch diese Rampe her – hatte ich das Streckenprofil nicht richtig gelesen?“ Zwar diesmal nicht ganz so lang und steil wie die erste, jedoch ließen meine Kräfte (erwartungs-) gemäß Trainingszustand langsam nach. Oben angekommen konnte ich bereits das Ziel in der Ferne ausmachen – zum krönenden Abschluss ging es noch einmal hinunter in eine Senke bis ich dann endlich Rosi, Peter und Ralf sehen konnte. Schnell an der Zeitnahme vorbei, Übergabe an Manni und ich hatte es geschafft.
Nach anfänglichem Ärger und Frust über die Strecke, realisierte ich dann jedoch langsam mein Ergebnis und freute mich über eine 5:31km/h denn ich hatte den Vorsprung auf die Marschtabelle auf nun bereits 6min weiter ausbauen können.
Gemeinsam mit Rosi, Peter und Ralf gingen wir dann zum gemütlichen Teil über – Frühstückspicknick, das erste alkoholfreie Bier und danach ging es ab nach Oberhof zum Grenzadler, wo wir uns mit den anderen treffen wollten.
Für alle die, die mein „… nie wieder!“ auf den gesamten Lauf bezogen haben – natürlich war damit nur die 3. Etappe gemeint ?
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Hier die Sicht vom Streckenrand:
Den gesamten Staffellauf mit Steinsuche, Start um 6:00 Uhr in Blankenstein, Transfer zu den Wechselstellen, Zieleinlauf, Steinwerfen und Siegesfeier in Hörschel in voller Länge mitzuerleben war auch für mich als Begleiterin in echtes Erlebnis, das ich nur jedem/r empfehlen kann.
Herausfordernd war es, alle drei Läufer unseres Teams in jeweils 1 ½ Stunden zu den jeweiligen Übergabepunkten zu bringen. Da uns die Ortskenntnisse fehlten und wir keinerlei Informationen über die Parkmöglichkeiten hatten, standen wir ziemlich unter Zeitdruck.
Ich war froh, dass dann alles gut geklappt hat und wir immer rechtzeitig an der richtigen Stelle angekommen sind. Danach konnte ich dem weiteren Tag, zwar müde, aber mit Gelassenheit, entgegensehen.
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Etappe 4: Neuhaus/Sportplatz Igelshieb – Masserberg
Rennsteig-Staffellauf 2017 - E04.gpx
Gesamtanstieg/-abstieg: 368Hm, 386Hm
Split km: 19,86
Split Zeit: 1:56:38
Split min/km: 5:53
Läufer: Manfred U. -
Mein Support sollte aus Begleitung per Rad bestehen. Aus logistischen Gründen, weil Manfred und ich direkt nach der Laufetappe weiterfahren wollten zu einer Familienfeier, haben wir unsere Etappe alleine organisiert. Das war dann in der Praxis so, daß wir am Startpunkt im Hotel "Am Rennsteig" übernachtet haben. Manfred ist von dort zu Fuß zum Start und ich bin mit dem PKW zum Ziel nach Masserberg gefahren, was schon einmal eine halbe Stunde Fahrt auf kleinen kurvenreichen Straßen durch Thüringische Waldlandschaft war.
Dort habe ich mich auf mein MTB geschwungen. Es war noch nichts los an der Wechselstelle um kurz nach neun Uhr morgens. Auf der Laufstrecke bin ich dann dem Manfred entgegengefahren mit dem Plan, ihn ab seinem Start zu begleiten. Mir kamen anfangs kaum Läufer entgegen, es war eben sehr früh. Gleich der erste Streckenposten rief mir etwas zu, nach Vollbremsung und Nachfragen erfuhr ich: Er wollte die Nummer von dem Läufer wissen, der mir eben entgegengekommen war. Oh, keine Ahnung, war mir nicht wichtig gewesen. Derselbe Streckenposten hat dann bei Manfreds Lauf insgesamt dreimal von Manfred und mir die Startnummer zugerufen bekommen, einmal in Ziffern zwei-drei-vier...
Mein Hinweg hat mir mehrere Begegnungen mit immer dem identischen Gesprächsverlauf gebracht: "Hallo! Du fährst in die falsche Richtung!" "Nein, ich bin in die richtige Richtung unterwegs, ich fahre meinen Läufer abholen!" Gemeinsames Lachen und weiter. Etwas habe ich geschummelt und bin von der Eisfelder Ausspanne bis zur Friedrichshöhe auf dem Forstweg gefahren (danke für den Tip, Thomas!). Und später dann ab den Göritzwiesen mit Blick auf die Uhr auf die Bundesstraße B281 gewechselt, Ich hatte doch nicht soviel Zeitreserve und bin lahme 1:30h gefahren. An der Wechselstelle konnte ich Manfred nicht gleich finden. Als ich mich einmal kurz umdrehte und nach meinem Rad sah, sauste er schon hinter mir vorbei!
Nach den ersten 100m ging es dann zu zweit weiter. Zumeist bin ich neben ihm gefahren bei breiteren Wegen oder hinterher. Die Laufstrecke im ersten Drittel, die ich wegen der Bundesstraße noch nicht kannte, war teilweise mit dem MTB nicht befahrbar. Zweifel an mir, meinem Rad und meiner Fahrtechnik wurden dadurch beseitigt, daß verdammt sportlich wirkende Supporter von anderen Läufern ebenfalls schoben. Die Strecke war für Läufer echt anspruchsvoll mit vielen Unebenheiten, Steinen, Baumwurzeln und wechselnden Lichtverhältnissen durch die Schattenwürfe von den Laubbäumen.
Das wurde auch Manfred neben mir zum Verhängnis, der eine Baumwurzel übersah mit entsprechenden Folgen. Als ich schon nach meiner Tasche mit Erstversorgung greifen wollte, kam nur die Anweisung "weiter!!!". Also weiter, nebeneinander und hintereinander. Es gab noch eine zweite Stelle mit einer gleichartigen Baumwurzel, da war ich auf dem Forstweg parallel und es ging wieder "weiter". Im letzten Teil habe ich wieder Thomas' Forstweg-Tipp befolgt, auf Manfred gewartet und ihn dann, als es wieder ein Forstweg wurde, gezogen.
Kurz vor dem Ziel trennten sich unsere Wege, ich wurde "rechts raus gewunken". Den Wechsel konnte ich nur von Ferne mitbekommen, wir haben uns danach getroffen. Soweit konnte ich meinen Teil zur Motivation beitragen und selber auch ein kleines bißchen sporteln: Es waren 40km mit zweimal 750 Höhenmetern.
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Etappe 5: Masserberg – Allzunah
Rennsteig-Staffellauf 2017 - E05.gpx
Gesamtanstieg/-abstieg: 357Hm, 408Hm
Split km: 17,89
Split Zeit: 1:40:38
Split min/km: 5:38
Läufer: Peter K.Die Anreise zum Start nach Masserberg verlief völlig entspannt. Durch die vorausberechnete Startzeit gegen 12:00 Uhr war keine Hektik angesagt. Am Waldsportplatz Masserberg war dann reger Betrieb. Man sah dass viele Teams diesen Punkt schon als ersten Treffpunkt nutzen, d.h. es waren nicht nur der Staffelläufer, sondern oft mehrere Teammitglieder und Supporter vor Ort.
Mit näherkommendem Wechseltermin stieg dann bei mir die Nervosität. Wann würde Manfred wirklich aufkreuzen? Konnte er noch weitere Zeit gut machen? Würde ich gut ins Laufen kommen? Die Nachricht mit dem Sturz von Manfred und seinen Abschürfungen machte die Nervosität nicht besser. Dann kam er und der Anblick mit blutenden Knien, Kinn und Wange machte die Sache nicht besser. Aber er übergab mir das Staffelband mit einem "Viel Spaß damit", und schon ging es los.
Ich bin ganz gut in meinen Rhythmus gekommen, dass es auf dem ersten Kilometer tendenziell runter ging half mir dabei. Mir war klar, dass ich auf den abschüssigen Stücken Gas geben musste um die gewünschte Pace zu erreichen. Nach einer kleinen Welle fing dann bei Kilometer 2 die Gefällstrecke an, auf die ich mich nach dem Studium des Höhenprofils freute. Dass sich dieses Gefällstück allerdings als heftiger Wurzeltrail entpuppte, war nicht so ganz nach meinen Vorstellungen. Nie wieder werde ich mich über die Streckenqualität auf einer unserer Laufrunden beklagen. Nachdem ich mich auf die Situation eingestellt hatte, lief es aber doch sehr gut. Ich konnte sogar 5 Mountainbiker überholen, die mit dem Untergrund auch so ihre Schwierigkeiten hatten.
Bei Kilometer 4 war dann der tiefste Punkt meiner Strecke erreicht und ab jetzt hieß es, den Vorsprung, den ich auf meine angepeilte Pace erarbeitet hatte, zu verwalten. Bei Kilometer 10 ging es durch Neustadt, endlich mal ein paar Schritte auf Asphalt und Bürgersteig, bei denen man nicht hochkonzentriert vor sich auf dem Boden nach Schlaglöchern, Steinen und Wurzeln Ausschau halten musste. Nach Neustadt ging es dann leicht abfallend zum Verpflegungspunkt. Dort warteten auch meine beiden Supporter Patricia und Hannah und feuerten mich noch mal an. Hatte ich ursprünglich geplant direkt weiter zu laufen, entschied ich mich ob der Hitze doch zu einem kurzen Stopp, einen Becher Cola für den Magen und einen Becher Wasser über den Kopf. Die Zeit war im Plan und die Stimmung gut.
Dann kam kurz nach der Verpflegung das steilste Stück, auch das wieder ein schmaler Wurzeltrail. Ich entschied mich, dieses Stück zu gehen. Trotzdem merkte ich, wie mir langsam die Kraft fürs Berghochlaufen ausging. Oben angekommen dauerte es etwas bis ich wieder ins Laufen kam. Es folgte zwar ein leichtes Stück bergab, aber so richtig ins Rollen bin ich nicht gekommen. Und dann kam der letzte lange Anstieg. Die erste Hälfte ging noch, aber leider zog dann die Steigung noch mal leicht an und meine Kraft ging in den Keller. Von da an hieß es nur noch beißen und auf keinen Fall nicht stehen bleiben.
Dann war es geschafft und damit auch der höchste Punkt meiner Strecke erreicht.
Jetzt war ich leider etwas hinter meinem Zeitplan. Von nun an ging es zwar fast nur noch bergab, im wahrsten Sinne des Wortes. Nur noch zwei kleine Wellen störten auf dem Weg ins Ziel. Leider konnte ich es hier kraftmäßig nicht mehr so laufen lassen wie zu Beginn und konnte somit meinen Rückstand auf meine Marschtabelle nicht mehr verringern. Und dann sah ich endlich die Wechselzone. Thomas stand parat, ich konnte ihm das Staffelband übergeben und weg war er.
Nach dem Lauf war ich erst mal völlig fertig. Zum Glück stand da der Tisch mit der Zielverpflegung, an dem ich mich erst mal abstützen konnte. Nach 5 Minuten verschnaufen, einem Schluck Apfelsaftschorle und kurzer Erholung auf der Bierbank, konnte ich dann aber wieder lachen und auch die 1 Minute Rückstand auf meine geplante Zielzeit verschmerzen. Und dann ging es ab, mit Silke zum Grenzadler nach Oberhof.
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Als Thomas die Idee vom gemeinsamen Rennsteigstaffellauf präsentiert hat war mein erster Gedanke - Mega, da mach ich mit. Da ich die Strecke teilweise kenne und weiß wie anspruchsvoll sie ist, war ich gleich begeistert von der Idee und wollte das Team unterstützen. Javier reagiert wie immer total entspannt auf mein Vorhaben, was die Sache für mich erleichterte.
Zur Vorbereitung habe ich mir unsere Fahrziele (im Rahmen meiner Aufgabe des Autosupports) vorher auf Maps angeschaut und die Routen gespeichert. Dann habe ich unsere Sachen gepackt und los gings.
Angereist bin ich mit Patricia und Peter bereits am Vortag um zusätzlichen Stress zu vermeiden. Außerdem ist es immer nett mit Leuten unterwegs zu sein. Um 8:00 Uhr sind wir am Samstag aufgestanden und dann gab es erst ganz gemütlich Frühstück auf der Terrasse. Carla sollte keinen hektischen Start in den Tag haben.
Gegen 9:30 Uhr fuhren wir gemeinsam los nach Masserberg zum Start der fünften Etappe. Von dort ging es für Peter auf die Laufstrecke. Patricia und ich sind dann gemeinsam weiter Richtung Oberhof gedüst und haben unterwegs noch einmal Peter an der Laufstrecke abgepasst.
Eigentlich wollte ich Peter zum Start fahren bzw. sein Auto zum nächsten Treffpunkt bringen, aber das hat letztendlich Patricia übernommen und ich habe Carla auf der Rückbank bespaßt bis sie eingeschlafen ist. Carla hat während der Staffelübergaben so viel zu sehen bekommen und so viele Eindrücke gesammelt, dass sie auf den Fahrten zu den nächsten Etappenzielen selig geschlafen hat.
Da Carla noch voll gestillt wird, macht es das Reisen mit ihr sehr leicht. Ihr Essen ist immer in angenehmer Temperatur bereit, ohne viel Aufwand. Damit auch das funktioniert musste ich natürlich auch dafür sorgen, dass mein Hunger gestillt wurde. Für alle Fälle hatte ich in Peters Auto für unterwegs noch Kekse und Getränke deponiert. Der Tag war insbesondere auch für Carla ganz schön lang und am Ende des Tages fällt mir dazu nur ein: wir haben gut geschlafen.
An diesem gemeinsamen Ausflug war für mich am einprägsamsten, die Gruppendynamik die sich seit dem ersten Foto von Ralf um 6:00 Uhr morgens, welches ihn vor dem Start zeigt ausgebildet hat. Das war stark. Alle waren sehr euphorisch. Durch die Fotos in der Whatsapp Gruppe war man gefühlt bei allen Wechseln mit dabei. Mich hat wirklich begeistert dass man über diesen Chat von Anfang bis Ende miteinander im Kontakt war und somit jede Staffelübergabe „miterleben“ konnte. Dies war besonders am Grenzadler sehr intensiv, dort haben wir in großer Runde der Staffelübergabe entgegengefiebert.
Eigentlich lösten bereits die Fotos von der Anreise dieses mitreisende Gefühl aus... echt großartig! Auch wenn sich die ganze Veranstaltung über den ganzen Tag hingezogen hat und nicht alle immer an jedem Ort waren, war ich mit allen anderen in Kontakt.
Der Gemeinschaftsgeist bezog sich nicht nur auf die Läufer, alle Mitreisenden waren Teil des Ganzen. Ich habe mich definitiv als Teil der Gruppe wahrgenommenen. Ein sehr schönes Gefühl! Und es hat mich natürlich sehr gereizt selbst sofort loszulaufen. Auf jeden Fall! Nächstes Jahr würde ich sehr gerne mitlaufen.
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Etappe 6: Allzunah – Grenzadler (Oberhof)
Rennsteig-Staffellauf 2017 - E06.gpx
Anstieg/Abstieg: 446Hm, 366Hm
Split km: 19,96
Split Zeit: 1:39:50
Split min/km: 5:01
Läufer: ThomasHallo, ich bin es, und möchte euch einige meiner Eindrücke von der 6. Etappe vermitteln... und hier ging es recht turbulent los.
Silke hatte mich zu meinem Ausgangpunkt nach Allzunah gebracht und kaum dort angekommen, erfuhr ich vom Sturz von Manfred. Klar, meine Stimmung war damit schon sehr getrübt, aber die Meldung, dass es höchstwahrscheinlich mit Abschürfwunden abgetan ist, beruhigte mich zumindest etwas.
Den Staffelstab, so heißt unser "R" Armband, hat mir mein Vorläufer Peter übergeben und ich hatte den Eindruck, für ihn war es für heute mehr als genug...
Dann ging es für mich bei genialem Sonnenschein ab in Richtung Mordfleck, Schmücke, Großer Beerberg, oft bergauf auf kleinen Trails direkt auf dem Rennsteig. Damit ging es vielleicht nicht ganz so schnell voran, wie ich mir das im Vorfeld ausgemalt hatte, aber letztlich war es ein Genuss, bei diesen traumhaften Bedingungen endlich unterwegs zu sein.
Oje, Thema Getränkeverpflegung, da hatte ich schon andere Vorstellungen. Nach 11 km fast nur bergauf an der Schmücke angekommen, gab es erstmal nichts, also weiter noch über den Großen Beerberg - jetzt etwas Geografie: mit 982 m der höchste Punkt im Thüringer Wald - und dann endlich nach ca. 14 km das erlösende Getränk.
Ab der Schmücke, waren die Wege dann auch so ausgebaut, dass ich endlich Gas geben konnte. Meine geplante Laufzeit konnte ich damit zwar nicht ganz erreichen, aber sei's drum, dann muss ich jetzt mit den Spitzen "ausgewählter Mitstreiter" leben.
Der Einlauf am Übergabepunkt Grenzadler war schon grandios, da hier das ganze Abgehts09 Team auf mich fahnenschwenkend wartete.
Meine Erlebnisse kurz zusammengefasst: Genuss pur und ein tolles Team ?
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Etappe 7: Grenzadler (Oberhof) – Nesselberg
Rennsteig-Staffellauf 2017 - E07.gpx
Anstieg/Abstieg: 187Hm, 308Hm
Split km: 13,68
Split Zeit: 1:35:29
Split min/km: 6:59
Läuferin: Lisa N.Meine Aufgabe war es, die Etappe 7 von Oberhof/ Am Grenzadler nach Neue Ausspanne für mein Abgehts09 Team zu rennen. Es war der kürzeste aller Abschnitte und wies die wenigsten Höhenmeter auf. Insgesamt waren trotzdem 13,68 Km zu laufen über 187 Höhenmeter hoch, aber auch mit 303 Metern bergab.
Ich war im Vorfeld sehr nervös. Zur Vorbereitung habe ich Wochen vorher begonnen unsere „normale“ Donnerstagslaufstrecke in Münster bereits in Hofheim bei uns zu Hause zu starten. Diese wurde somit um 4 km verlängert auf 15km und um 70 Höhenmeter erschwert auf ca. 255. Eine Hitzewelle steigerte während der Vorbereitungszeit schon den Trainingseffekt. Diese Läufe habe ich zusätzlich zum normalen Laufprogramm regelmäßig absolviert.
Am Tag des Tages kann aber das beste Training nichts taugen, wenn man einen „bad-hair-day“ erwischt. Dieses Risiko besteht immer. Um ca. 15:30 Uhr war mein Start vorgesehen, natürlich abhängig von der Laufleistung meiner Vorläufer. Es war ein schöner Sommertag, der am Nachmittag zu Hochformen aufgelaufen ist. Trotz der Höhenlage, brannte die Sonne ziemlich. Mein Vorläufer Thomas traf pünktlich ein und übergab mir Transponder und den legendären Stein. Der Rennsteig ist nicht flach und oder betoniert. Man hat es mit fast naturbelassenem Gelände zu tun. Neben schön zu laufenden Waldautobahnen, bot der Streckenbelag groben Schotter, sehr starke verwurzelte Wege und ausgespülte Laufrinnen. Konzentration und schnelles Reaktionsvermögen sind erforderlich.
Gleich zu Beginn führte die Strecke bergan. Es dauerte einige Zeit bis ich warmgelaufen war und tat mir somit etwas schwer über die ersten Kilometer. Sabine klärte gleich zu Anfang wie wir miteinander verfahren wollten. Ob ich mir wünsche, dass sie neben mir fährt und somit auch ein wenig Pacemakerin spielt, oder ob ich lieber allein für mich laufe, aber immer wissend dass sie in der Nähe ist. Sie stellte sich völlig auf mich ein. Grundsätzlich brauche ich beim Laufen keine Unterhaltung aber hier war mir ihre Nähe schon sehr recht, es war für mich beruhigend eine vertraute Person in der Nähe zu haben, da man bei dieser Veranstaltung zwangsläufig lange Strecken alleine unterwegs ist.
Wie alle meine Mitstreiter wußte ich nicht was mich vom Streckenbelag her erwartete, wir wurden aber bereits im Vorfeld von Thomas und Peter darüber informiert, dass die Strecke schon sehr unangenehm werden kann. Daher war ich bei meinem ersten Trailstück, welches bergab führte nicht überrascht, dass ich hier schon zickzack laufen musste, um überhaupt ein wenig sicheren Boden für meine Füsse zu finden.
Irgendwann war ich warmgelaufen und es ging gut ab. Insgesamt verging die Zeit wie im Flug, da mir Sabine auch immer wieder Abwechslung bot. In Summe wies meine Laufstrecke mehr Gefälle auf als Steigung und hier konnte man es richtig krachen lassen. Gefühlt flog ich schon und „wunderte mich“ dass ich trotzdem überholt wurde. Im Nachhinein stellte ich nach der Analyse meiner Laufzeiten fest, dass ich tatsächlich auf dem Bergabstück kurzzeitig eine Pace von 4:52 gelaufen war.
Im Gegensatz zur Streckenausschilderung meiner Mitstreiter, kann ich mich hier nicht beklagen. Abgesehen davon dass ich auf dem Original Rennsteig laufen konnte, waren gut sichtbar neongrüne Pfeile auf dem Boden aufgemalt und bei unklaren möglichen Abzweigungen Trassierband angebracht.
Ruckzuck war ich im Zielbereich. Hatte aber wohl ein wenig die Übersicht verloren, so dass ich den Wechselbereich falsch eingeschätzt habe. Ich hielt nach meinem Wechselpartner, meinem Liebsten, Stefan Ausschau, den ich einfach nicht sehen konnte und machte mir bereits Sorgen, dass der Wechsel nicht zustande kommt.
Doch Stefan war pünktlich und mehr als startbereit am vorgesehenen Platz. Ich war sehr froh, dass ich heil über die Strecke gekommen bin und meine geplante Zielzeit erreicht habe (auch wenn ich gefühlt schneller war).
Peter K. hat mich fürsorglich in Empfang genommen und mich mental und verpflegungstechnisch sehr gut nachversorgt. Unsere Aufgabe war es nun, Stefan an seinem Zielort Kleiner Inselsberg nach getaner Arbeit aufzugabeln. Da ich noch ziemlich gepuscht war, übernahm Peter das Steuer von unserem Auto auf dem Weg zum Kleinen Inselsberg.
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Etappe 8: Nesselberg – Grenzwiese/Kleiner Inselsberg
Rennsteig-Staffellauf 2017 - E08.gpx
Anstieg/Abstieg: 268Hm, 255Hm
Split km: 13,9
Split Zeit: 1:14:41
Split min/km: 5:23
Läufer: Stefan N.Ja, jetzt war ich endlich dran. Der Tag war bereits ziemlich ereignisreich. Um 06:30 Uhr aufgestanden, um 08:00 Uhr ins Auto, um zum Grenzadler zu fahren. Bereits um 10:30 Uhr waren wir dort angekommen und haben den Aufbau der Wechselzone beobachten können. Nach einem kleinen Spaziergang auf dem Rennsteig kamen dann auch bereits unsere ersten drei Etappenstarter. Auch viele andere Läufer, Supporter füllten das Gelände rund um die Thüringer Hütte.
Sehnsüchtig haben wir auf Thomas gewartet, der bekanntlich pünktlich erschienen ist. Lisa war auf dem Weg und ich bin dann mit Peter K. sofort aufgebrochen zu meinem Startort an der Neuen Ausspanne. Einen Parkplatz haben wir direkt auf den kleinen Parkplatz gefunden. Wir wollten einfach nicht am Straßenrand parken, damit Lisa nicht noch weiter zum Auto laufen musste.
Nach kurzer Wartezeit erschien Sabine hinter dem Wechselzelt. Damit war mir klar, dass Lisa extrem pünktlich sein wird. Sie übergab mir das Wechselarmband und nach einem Küsschen ging‘s für mich ab. Mein Ziel sollte der Kleine Inselsberg sein. Gleich zu Beginn die erste Aufregung. Meine Garminsportuhr verweigerte ihren Dienst. So entschied ich mich zum Reset der Sportuhr. Nach ca. 800 m begann dann auch endlich die Aufzeichnung meines Weges.Mein Streckenabschnitt war sehr abwechslungsreich. Es ging hoch und runter, mal geschützt im Wald , dann ungeschützt in der Sonne, aber auch flache und damit schnelle Streckenabschnitte musste ich bewältigen. Nach knapp drei Kilometern gings richtig steil bergab in den Splittergrund. Leider gings auch gleich wieder ähnlich steil bergan. Ich hatte bereits einige Plätze gutgemacht, es rollte richtig gut. Sabine versuchte dran zu bleiben, denn nach meinen ersten fünf Kilometern war ich meinem Plan voraus. Sabine hat das gleich weitergemailt/gewhatsappt.
Die nächste Aufregung erfolgte an dem Verpflegungsposten bei ca. der Hälfte der Strecke. Freundlicherweise haben begleitende Biker diese mit ihren Mountainbikes zugestellt, so dass ich fluchend versuchte mir einen Becher Wasser zu greifen. Das gelang mir zunächst nicht, erst beim zweiten Versuch erwischte ich einen Becher. Leider war da Cola drin. Diese brauchte ich aber wirklich zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht. Ziemlich sorglos, gar unfair das Verhalten dieser Sportskameraden. Da es gleich wieder stark berghoch ging, konnte ich das angestaute Adrenalin gleich in Überholvorgänge investieren.
Plötzlich führte die Strecke in einen Wurzeltrail. Rechts neben mir gab es eine wunderbare Asphaltstraße. Die kann aber jeder laufen, der Trail war okay für mich. Vielleicht nicht für die Radler, die doch gut durchgeschüttelt wurden. Am Heuberghaus mussten wir eine Straße überqueren. Polizisten haben die Strecke gesperrt, so dass wir freie Fahrt hatten. Sind wir eben noch links neben dem Asphaltband gelaufen, gings jetzt rechts der Straße weiter. Der Weg war übel. Die Wurzeln waren alle zerhackt. Bei jedem Schritt federte der Boden nach. Es gab Absätze im Weg, es wurde richtig anstrengend (nicht das es das bisher nicht war). Am Ende dieses Abschnittes war ich froh auf einer Straße laufen zu dürfen.
Die Ausschilderung der Rennstrecke war meist ziemlich klar. Einfach dem „R“ folgen oder den gelben Schildern mit dem Hinweis Staffellauf. Manchmal gab es auch Bodenmarkierungen. Und auf eine Bodenmarkierung sind Sabine und ich reingefallen. Ein roter Pfeil wies den Weg nach rechts. Abgebogen kamen mir Zweifel, weil ein Mountainbiker geradeaus gewartet hatte. Die Läuferin, die ich gerade erst eingeholt habe, ist zu diesem gelaufen. Dann konnte ich ein gelbes Schild hinter dem Radler erspähen. Gut 20 Sekunden habe ich durch den Verlaufer verloren.Die letzten Kilometer führten über den „Gelben Weg“. Der Rennsteig verlief parallel zu diesem.
Auf dem gesamten Streckenabschnitt war insgesamt nicht viel los. Ein paar Wanderer, kaum Radler. Ich habe 15 Läufer eingeholt, mich haben vier passiert. Kurz vor dem Wechsel standen ein paar Zuschauer rum. Dann Anfeuerungsrufe von Lisa, ein winkender Dirk H. und fertig bin ich. Schnell das Handgelenk vom Wechselband befreien und fertigmachen zur Übergabe. Da tritt doch tatsächlich ein im Zielkanal wartender Läufer ohne zu gucken, absolut rücksichtlos in meinen Laufweg. Den musste ich wild brüllend vertreiben, sonst wäre ich mit diesem kollidiert.
Im Ziel wurde ich von Dirk H. begrüßt, der sich sofort auf seinen Weg gemacht hat. Er hatte es wohl eilig.Am Treffpunkt waren Lisa, Peter K., Thomas und Patricia. Die anderen haben sich bereits aufgemacht zur Unterkunft in Creuzburg. Nach einer kleinen Erfrischung machten wir uns dann auch auf die Socken.
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Etappe 9: Grenzwiese/Kleiner Inselsberg – Hohe Sonne
Rennsteig-Staffellauf 2017 - E09.gpx
Anstieg/Abstieg: 396Hm, 688Hm
Split km: 18,94
Split Zeit: 1:33:44
Split min/km: 4:57
Läufer: Dirk H.Bei der Auswahl der Etappe habe ich bei der Strecke Inselsberg-Hohe Sonne sofort zugegriffen. Hoch und vor allem runter das mag ich. Doch welchen Pace soll ich wählen? Die Strecke wird nicht einfach, also mal konservativ auf 5:00 Min. setzen.
Zusammen mit Thomas geht's von Oberhof zum kleinen Inselsberg. Am Start kurz warm gemacht. Die Beine sind geschmeidig, die Nase wie meistens dicht, das sollte heute irgendwie klappen. Vielleicht geht ja auch eine 4:45?!
Den Inselsberg geht's steil hoch. Irgendwann kommt das Gehen, das war klar und es machen alle so. Aber dann geht's auf einem Wurzeltrail hinab. Juhee, schon fliege ich an den ersten Läufern vorbei. So ähnlich geht es die ersten 10 Kilometer dahin.
Danach wandelt sich das Geläuf zur Waldautobahn. Nun also Vollgas, denn der Schnitt der Etappe liegt noch immer bei 5:10. Doch was ist das, von hinten kommen 3 Läufer. Die ersten zwei muss ich ziehen lassen. Der dritte ist mein Kaliber, da bleib ich dran. Gemeinsam rollen wir das Feld auf. Die Anstiege werden nun kürzer und flacher, der Pace pendelt zwischen 3:30 und 4:45.
Doch wann kommt das Ziel? Ich frage meinen Mitläufer, er meint, es wären 19 km ich verbeiße mich aber auf 17 km, das habe ich so im Kopf. Bei km 16 kommt ein Anstieg, dass muss dann wohl der letzte sein. Leider nein, es sind doch 19 km. Am Fuß des nun wirklich letzten Anstiegs geht nichts mehr, ich muss meinen Mitläufer ziehen lassen. Ich sehe nun sein Hemd: WSV Ilmenau steht drauf. Na, vielleicht kennt Thomas ihn ja. Der Berg wird steiler, ich wechsle in den Schritt. Doch nach 20 Schritten überkommt mich die Angst noch überholt zu werden. Das beflügelt und ich schwebe über den letzten Berg ins Ziel. Das Armband schnell runter vom Arm und an Patricia übergeben.
Jetzt erstmal tief durchschnaufen und Thomas suchen. Da vorne ist er. Er steht zusammen mit meinem Mitläufer. Er heißt Thorsten und er kennt natürlich Thomas. Ich bedanke mich bei Thorsten für das Pacemachen und trinke zwei dutzend Becher Cola.
Uff, ich bin wirklich fertig. Die Beine sind heute, zwei Tage später, noch immer eckig. Aber schee war's.
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Etappe 10: Hohe Sonne – Hörschel
Rennsteig-Staffellauf 2017 - E10.gpx
Anstieg/Abstieg: 187Hm, 434Hm
Split km: 15,02
Split Zeit: 1:25:46
Split min/km: 5:43
Läufer: Patricia T.Okay, nach all den Super-Hochleistungs-Berichten traue ich mich ja kaum ein Wort über meine „Lulli-Strecke“ zu verlieren. Vielleicht sei kurz erwähnt, dass ich erst um 20 Uhr gestartet bin und somit auch den ganzen Tag auf den Beinen war, also „frisch“ konnte man meinen Startzustand nicht nennen. Zumal die Parksituation einen ca. 1km langen Fußmarsch zur Wechselzone erforderte.
Kurz vor meinem Start waren Wolken aufgezogen, so dass ich als Einzige der Abgehts-Truppe absolut sonnenfrei laufen konnte. Fand ich sehr angenehm. Was gibt es sonst von einer Strecke, die tendenziell nur abwärts geht zu berichten?
Die Ablieferung am Start durch Thomas und die Übergabe des Bandes von Dirk hat perfekt geklappt, und eh ich mich versah, war ich schon auf der Strecke. Fühlte sich auch gleich ganz gut an, aber laut Streckenprotokoll blieb der erste Kilometer auch der schnellste.
Kernaufgabe meines Laufs war es nicht zu stürzen. Durch Mannis Aktion extrem verängstigt, hab ich den Blick kaum vom Boden weg gewagt. Der Untergrund wechselte ständig und Steine, Löcher, Äste und Wurzeln erforderten höchste Aufmerksamkeit. Immer die nächsten 5-10m im Fokus musste man blitzschnell reagieren. Der gute alte Trippelschritt hat sich hier sehr bewährt.
Während die Radbegleiter meist um die Anstiege herum fahren konnten, ging es für die Läufer immer auf dem kürzesten Weg nach oben. Es waren meist nur kurze aber dafür knackige Anstiege und vor allem unzählige. Irgendwann konnte ich mir die laute Äußerung: „Jetzt ist aber langsam mal genug“ nicht mehr verkneifen. Nachdem ich festgestellt hatte, dass es wesentlich effektiver (oder doch effizienter?) ist die Anstiege hoch zu gehen, um dann mit entspannterem Puls runterwärts Gas zu geben, hab ich auch meinen Konkurrenten abgehängt, der mich die ersten Kilometer „geärgert“ hat. War er doch gehend nur minimal langsamer, dafür aber mit mehr Luft oben auf dem Hügel.
Das schlimmste Stück war zwischen 6,5km und 8km. Danach gabs dann einen 2km langen, relativ ebenen und breiten Asphaltpfad zum „Ausruhen“. Hier konnte ich Zeit gut machen und auch einige Läuferinnen überholen, die ich freundlichst gegrüßt habe. Frage mich nur, warum die nicht geantwortet haben?
Die letzten 2,5km gings bis auf einen kleinen Hüppel dann nur noch bergab, inkl. einem 20% Gefälle, was zum Glück ein breiter Schotterweg war und Dank pendelnder Arme (Tipp von Lisa) zügig von mir gelaufen werden konnte. Mit Erreichen von Hörschel wuchs die Menschenmenge am Straßenrand und ich fühlte mich wie eine Königin, die vom jubelnden Volk empfangen wird. Aber Ehre wem Ehre gebührt … deshalb fand ich es toll, dass sich alle Abgehts Läufer, Radler und Supporter zu einem gemeinsamen Zieleinlauf versammelt haben. Endzeit: 15h:30min:13sec. Schade war nur, dass sich unser Saale-Teamstein auf den 170km aus dem Armband befreien konnte und selbstständig gemacht hat – leider war er bis zum offiziellen Akt der Versenkung in der Werra nicht im Ziel angekommen.
Fazit: 1) Ich bin nicht für Bergläufe gemacht, 2) Ich bin mächtig stolz auf meinen erreichten 5:50er Schnitt - ich danke dem Team für den inneren Gruppenzwang, 3) Ich werde den „Hassberg“ auf unserer Hausstrecke in Kelkheim nie wieder so nennen, da er diese Bezeichnung bei weitem nicht verdient hat und 4) Ich bin nächstes Jahr wieder dabei – abgehts ins Training!
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Irgendwann nach dem alle ihren Auftrag erledigt hatten, vom Startläufer über Supporter, oder nachdem gelaufen war in den Supportmodus gewechselt wurde, oder schon mal die Unterkunft aufgesucht oder ein Kurzschläfchen eingelegt war oder, oder ... strömten wir gefühlt sternförmig nach Hörschel zum Zielbereich, wo wir unsere Schlussläuferin Patricia gemeinsam in Empfang nehmen wollten.
Rosi, Peter und Silke hatten bereits für uns Plätze in der Thüringer Hütte reserviert, während wir noch auf Parkplatzsuche waren. Der kleine Ort Hörschel war an diesem Samstag ganz in Rennsteigläuferhand. Die Ortsdurchfahrt war komplett gesperrt, weil diese auch der Zieleinlaufbereich war. Nach und nach traf unser gesamtes Team ein, bis auf Manni und Helga die sich nach Beendigung ihres Einsatzes und Versorgung von Manni im Krankenhaus auf den Weg zu ihrer privaten Veranstaltung gemacht hatten.
Peter hatte über den gesamten Staffellauf die tatsächlich gelaufenen Zeiten von uns in einem Excelsheet aktualisiert, so dass man ziemlich genau wusste, wann wer zu erwarten war. Auch jetzt zeigten sich seine Berechnungen als prima Hilfe und echte Punktlandung.
Es ist Tradition dass das gesamte Team gemeinsam über die Ziellinie läuft. Zwangsläufig ist der eine oder andere Läufer um diese Uhrzeit nicht mehr im Sportmodus sondern bereits sehr entspannt. Hat vielleicht schon sein Abendessen zu sich genommen und das eine oder andere alkoholische Getränk inhaliert, so dass die Beine nicht mehr so flink sind. Und wenn dann der Zielläufer sich noch ganz in Runners High befindet und auf absoluter Adrenalinhöhe ist, hat man Probleme eine geschlossene Formation zu bilden, die ebenso geschlossen finisht.
Patricia war sehr rücksichtsvoll und hat ihr Zieltempo gedrosselt, somit konnten wir geschlossen gemeinsam die Ziellinie überqueren, mit Sabine als Bikernachhut.
Damit war der offizielle Teil noch nicht abgeschlossen. Unsere Schlussläuferin musste unsere Medaillen entgegen nehmen, welche sie uns dann ehrfurchtsvoll umgehängt hat.
Und zu guter Letzt im offiziellen Teil, galt es noch den von Blankenstein in 10 Etappen über den Rennsteig nach Hörschel sorgsam getragenen Stein aus der Selbitz oder Saale ;-) mit gemeinschaftlichen Prozedere in die Werra zu übergeben.
So, und dann wurde aber gefeiert. Es war ein ereignisreicher Tag. Wir hatten uns zwar über einen Whatsapp Chat den Tag über gegenseitig auf dem Laufenden gehalten, hatten uns dann aber doch noch sehr viel zu erzählen. Um 23:45 Uhr fuhr uns ein Taxi in unsere Unterkünfte. Am nächsten Tag besichtigten die einen die Wartburg und die anderen die Creuzburg zum Abschluss dieser schönen Reise.
Die Rufe "wir wollen nächstes Jahr wieder" aus etlichen Kehlen waren unüberhörbar, so dass Thomas gleich am nächsten Tag die Anmeldung für nächstes Jahr vorbereitet hat.