Die Wettkämpfe im Vorfeld waren sehr gut. Die olympische Distanz im Mai in Steinfurt war der erste tolle Einstieg. Ideale Bedingungen, flache Strecke, Sonnenbrandgefahr!

Die Mitteldistanz beim Moret-Triathlon Mitte Juni war auch gut, obwohl die Wetterbedingungen schon deutlich schlechter waren. Viel, viel Wind. Eine anstrengende Radstrecke mit vielen Höhenmeter und gefährlichen Abfahrten. Ein kräftiger Schauer beim Laufen.

Viel Trainingszeit habe ich durch meine Kampfrichtertätigkeit im Triathlon verloren. Besonders das Radeln hat darunter gelitten. Die Kilometer haben mir deutlich gefehlt.

Kurz vor dem Ironman drehen sich die Gedanken der Athleten in der Regel um die Frage „Neopren – ja oder nein“. Dieses Jahr war die entscheidende Frage, „Regnet es oder nicht“. Und es hat geregnet, mehrfach sogar.

 

 

Die Wettkämpfe im Vorfeld waren sehr gut. Die olympische Distanz im Mai in Steinfurt war der erste tolle Einstieg. Ideale Bedingungen, flache Strecke, Sonnenbrandgefahr!

Die Mitteldistanz beim Moret-Triathlon Mitte Juni war auch gut, obwohl die Wetterbedingungen schon deutlich schlechter waren. Viel, viel Wind. Eine anstrengende Radstrecke mit vielen Höhenmeter und gefährlichen Abfahrten. Ein kräftiger Schauer beim Laufen.

Viel Trainingszeit habe ich durch meine Kampfrichtertätigkeit im Triathlon verloren. Besonders das Radeln hat darunter gelitten. Die Kilometer haben mir deutlich gefehlt.

Kurz vor dem Ironman drehen sich die Gedanken der Athleten in der Regel um die Frage „Neopren – ja oder nein“. Dieses Jahr war die entscheidende Frage, „Regnet es oder nicht“. Und es hat geregnet, mehrfach sogar.

Zwei Wochen vor dem Start habe ich das Wetter beobachtet. Die Prognose wurde und wurde nicht besser. Am Samstag bin ich noch zum lokalen Radhändler gefahren und habe mir eine enge Windjacke und Knielinge gekauft. Mit diesem Last-Minute-Einkauf sollte die Vorbereitung abgeschlossen sein. Jetzt noch Rad-Check-in und schlafen.

Nach einem guten und tiefen Schlaf hat mich mein Kumpel Manni zum Langener Waldsee verfrachtet. Rad fertigmachen, die neuen db Ausdauer Wettkampfklamotten anziehen, in den Neo zwängen und warten auf den Start. Noch sah es nicht danach aus, dass sich die Wetterbedingungen verschlechtern würden (Frage: geht’s schlechter bei 12 Grad Celsius, mitten im Hochsommer!!!). Doch das Grauen kam unaufhaltsam und langsam auf mich und auf die 2500 gemeldeten Triathleten zu.

Schwimmtraining der letzten 6 Monate: 116 km

Viel Hoffnung habe ich in die Auftaktdisziplin gelegt. Im Training haben ich merkliche Fortschritte gemacht; am Swimday des Ironman am 03. Juli konnte ich mit 1:12 h die komplette Strecke abschwimmen.

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Die Profis und 300 Auserwählte durften schon 15 Minuten früher den Wettkampf beginnen. Den Luxus einer kleinen Startgruppe hätte ich mir auch gewünscht, denn schon kurz nach dem Startschuss um 07:00 Uhr wurde ich von einer Horde Triathleten überschwommen, getreten, verprügelt. Mein Puls erreichte unendliche Höhen und ich hatte Mühe mich und den Puls zu beruhigen. Leider habe ich da schon mehrfach Wasser geschluckt und eine auf die Mütze bekommen (die übrigens diesmal in dunkelgrün extrem hässlich aussah); ganz zu schweigen von dem erlittenen Zeitverlust.

An der ersten Wendeboje bin ich einigermaßen gut rumgekommen und konnte im gewohnten Rhythmus weiterschwimmen. Beim Landgang wollte ich meinen Augen kaum trauen, als die Uhr 45:00 Minuten angezeigt hat. Vor drei Wochen war ich fast 7 Minuten schneller.

In der zweiten Runde liegen die Bojen jetzt alle rechts. Als Linksatmer etwas blöd. Ich entschied mich nah an den Bojen zu schwimmen, um besser orientieren zu können; im Nachhinein ein Fehler, denn den kürzesten Weg wollten fast alle Schwimmen. Besonders ärgern mich die Kreuzer, die einfach nicht die Richtung halten können und immer wieder dafür sorgen, dass ich etwas aus dem Rhythmus komme.Aus dem Wasser war ich nach 1:20:42 Uhr, Platz 1779. Zu schlecht für meine Trainingsbemühungen. Ich kann’s meinem Trainer Björn kaum beichten! ;-)

Die spätere Auswertung zeigt mir aber, dass die Strecke diesmal vielleicht wirklich 3,86 Kilometer lang sein sollte. Auf jeden Fall war diese Strecke nicht deckungsgleich mit der vom Swimday.

In die Wechselzone I läuft jeder grundsätzlich nur mit Höchstpuls. Das Publikum treibt mich den Berg hoch; auch die ersten bekannten Gesichter erhasche ich (Tanja, Peter, Manni, die Nieder).

Beim Wechseln lasse ich mir eigentlich nie viel Zeit. Im Gegenteil: da konnte ich immer Zeit gutmachen. Doch diesmal war mein Ziel warm anziehen und windgeschützt auf die Radstrecke gehen. Als ich den Neo runtergezogen hatte, habe ich auch das leichte bizzeln auf der Haut gespürt. Es hat zu nieseln angefangen. Potzblitz! Das wird eine Radeltour!

Radtraining der letzten 6 Monate: 2765 km

Auf den ersten Radkilometern wurde ich schon massenhaft überholt. Ich lasse mir aber ein wenig mehr Zeit; bei diesen Bedingungen kann man nur verlieren. Einige Mitkämpfer haben schon mit platten Reifen und einer sogar mit einer gerissenen Kette zu kämpfen. O je!

In Frankfurt stehen nur wenige Zuschauer am Streckenrand, noch ist die Stadt nicht erwacht. Die erste Hürde muss in Bergen-Enkheim überwunden werden. Nur ein kleiner Hügel, der den Namen „The Beast“ eigentlich nicht verdient.

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Die Verpflegungsstelle auf der Marktstraße wurde wegen einer Baustelle etwas nach hinten verlegt. Diese Baustelle wurde extra für den Ironman befahrbar gemacht, am Montag war auf der Marktstraße kein Durchkommen mehr, Vollsperrung!

Meine Schwester Andrea hat mir meine Eigenverpflegung gereicht. Das hat schon mal gut geklappt. Christian schießt einen Film von mir. Die erste Trinkflasche habe ich bis dahin auch schon ausgetrunken. Bisher verlief das Radeln weitgehend problemlos, trotz des Regens. Nur die kalten Füße machen mir zu schaffen. Ich spüre sie kaum noch. Eine Lösung dafür muss dringend her.

Das nächste Highlight folgt sogleich nach einer schönen und windigen Abfahrt in Maintal-Hochstadt. Auf meinem Triathlonrad muss ich mich sehr gut festhalten, damit mir der Lenker nicht aus den Händen glitscht. Das Kopfsteinpflaster ist nass, das Rad springt hin und her. Vorsichtshalber habe ich vor dem Einchecken des Rades ein weiteres Lenkerband aufgewickelt, damit ich einen guten Griff bei Nässe habe.

Gottseidank, mein Radgefährt und ich überstehen die Hölle, der Teufel kann einen anderen holen.

Nach Wachenbuchen kann ich normalerweise recht schnell fahren. Diesmal zeigt aber der Tacho viel zu niedrige Geschwindigkeiten an. Nicht gut für den Kopf.

Der Hühnerberg ist dafür schnell erklommen. Runterfahren ist heute schwerer als hochfahren. Vom Wind werde ich kräftig durchgeschüttelt. Viele sind nicht so mutig wie ich, oder sie sind eben etwas vorsichtiger.

Niederdorfelden, Rendel, Karben; winklige Orte, die dafür sorgen, dass die Durchschnittsgeschwindigkeit niedrig bleibt. Die zweite Verpflegungsstelle folgt. Ich greife mir wieder einen Energieriegel und ein Gel. Viel Hunger und Durst habe ich nicht. Doch am Ende der Bike Tour habe ich vier ganze Riegel und neun Gels verdrückt. Eigentlich zu wenig, heute aber genau richtig.

Nach Burg-Gräfenrode, Ilbenstadt und Bruchenbrücken geht’s rein nach Friedberg. Nicht viel los, auch nicht in Bad Nauheim. Kein Wunder, dass die Bad Nauheimer ihr Engagement beim Ironman nicht verlängern werden.

Zurück führt uns die Strecke nach Friedberg und zur nächsten Verpflegungsstelle am Ortsausgang. Hier wartet Lisa auf mich. Wie ein Wunder habe ich schon bald wärmere Füße. Lisa sorgt immer dafür, dass es mir gut geht oder ich ausreichend trainieren kann. Sonst hätte ich das alles wahrscheinlich gar nicht auf die Reihe bekommen. ;-)

Auf dem ganzen Abschnitt bis Bad Vilbel geht es hart zu: viel Wind, hauptsächlich von der Seite, wieder Regen, echtes Schmuddelwetter.

Am Heartbreak Hill muss ich einem Krankenwagen Platz machen. Das Gute daran ist, dass die Zuschauer ein wenig mehr Platz machen. Am Berg bin ich nämlich zurzeit recht gut drauf, so dass ich einige Leute überholen, oder besser, wieder einholen kann.

Die Friedberger Landstraße ist eine Qual. Nicht wegen der Dauerbaustellen, nein. Es ist ziemlich eng, die Autos stehen im Stau, es ist laut, es nervt mich. Die Ideallinie liegt in der Mitte, das Überholen ist gefährlich. Mit den Schienen und dem Kopfsteinpflaster möchte ich nur ungern Bekanntschaft machen.

Die erste Radrunde ist beendet. Es tröpfelt weiter. Die Motivation ist schon weitgehend dahin.

Vom Tempo bin ich mächtig enttäuscht. Die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt gerade bei 31 km/h.

Ich beschließe jetzt Körner zu sparen. Bei diesen Wetterbedingungen kann ich nichts reißen. Die zweite Radrunde spule ich mehr recht als schlecht irgendwie runter, kein Druck, nur durchrollen. Zeitweise hatte ich extreme Mühe, die 30 auf dem Tacho zu lesen, weil ich einfach zu langsam war. Der Wind nimmt auch noch zu. Eine Tortur.

Die Besonderheiten auf der zweiten Radrunde waren ein schwerer Sturz, der sich kurz vor Bruchenbrücken ereignet hatte (da waren bestimmt drei Radfahrer von betroffen) und die vielen Platten hinter Friedberg und vor Bad Vilbel.

Lisa erwartet mich in Friedberg vor der Kaserne; sie telefoniert mit meiner Mutter. Ein Doppelgruß!

Noch einmal den Heartbreak Hill hoch und dann ist das Radfahren fast schon vorbei. Letztes Fotoshooting von Christian. ;-)

Die Wechselzone II erreiche ich nach enttäuschenden 6:06 h. Schnitt nur 29,7 km/h. Was für eine Pleite! Trotzdem habe ich beim Radeln 233 Plätze gutgemacht.

Lauftraining der letzten 6 Monate: 1085 km

Ich greife mir meinen Wechselbeutel und kippe ihn komplett aus. Ich ziehe mir neue Sachen an. Ich rechne nicht mit einem plötzlichen Wetterumschwung.

Kaum auf der Laufstrecke kommt die Sonne raus. Na ja. So soll es sein. Die ersten Kilometer laufe ich viel zu schnell. Geplant waren 4:30 h für den Marathon.

An der Uniklinik überhole ich den ersten Profi. Frank V. läuft knapp 6er-Schnitt. Toll, wann passiert mir das schon einmal. Mein Tempo habe ich auch nach sechs Kilometern nicht richtig gefunden.

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Ich freue mich über die vielen bekannten Gesichter; viele Freunde, Bekannte und Verwandte (von Abgehts09, meinem ehemaligen Verein und Lauftreff, von der Schwimmgruppe, die db Ausdauer, dem Triathlonverein), sind auf beiden Mainufern immer wieder zu sehen. Lisa feuert mich mit ihrem wohlbekannten Worten „Du siehst gut aus, da geht noch was!“ immer wieder an; das tut gut. Die Fotografen schießen munter ihre Fotos. Vielen Dank dafür!

Das erste Bändchen gibt mir Auftrieb. Das Tempo stimmt jetzt. Ich hoffe, ich komme so weiter über die weiteren drei Runden. Dann soll es zumindest mit einer Zeit unter fünf Stunden reichen.

An den sieben Verpflegungsstellen verpflege ich mich gut. Von Cola lasse ich aber die Hände. Vermutlich rebelliert mein Magen, wenn ich mir davon zu viel reinkippe. Stattdessen konzentriere ich mich auf Iso, Riegel und Gels. Und ganz wichtig: Salz. Jede Runde nehme ich mir ein Tütchen und spüle den Inhalt mit reichlich Wasser runter.

In der zweiten Runde öffnet der Himmel dann wieder seine Pforten. Danke! Ein heftiger Regen prasselt auf uns runter. Höllisch. Die Schuhe wurden gleich mit geflutet.

Für die Zuschauer ist es auch beschwerlich. Die leiden wie wir. Erstaunlich, dass so viele aushalten.

Meine Schwester Andrea fragt immer schon von weitem, wie es geht. Es läuft, es läuft. Keine Probleme bis jetzt.

Halbmarathon: mir geht’s super, die Beine sind erstaunlich frisch, ich kann’s kaum glauben. Es rollt, es rollt.

Dritte Runde beendet. Noch etwas mehr als 10 Kilometer. Ein lockerer Trainingslauf noch, dann kommt das Ziel.

Am Westhafen geht’s zum letzten Mal die Brücke rauf. Jetzt muss ich doch noch ein paar Schritte gehen. Das wieder Anlaufen schmerzt ein wenig, aber was muss, das muss.

Meine unzähligen Bekannten erwarten mich zum letzten Mal am Südufer. Freudig lauf ich an ihnen vorbei. Ich freue mich auf die letzten Kilometer. Die laufe ich im liebgewonnenen Tempo, knapp über dem 6er-Schnitt.

Ich darf zum Römerberg abbiegen. Ein wahres Hochgefühl macht sich in mir breit. Das ist nicht in Worte zu fassen. Die vielen Zuschauer, die vielen kurzen beschreibbaren Eindrücke. Mein Name wird immer wieder gerufen. Ich weiß nicht, wer ihn ruft. Die Konzentration gilt allein dem Ziel.

Die zwölf Stunden habe ich nicht ganz erreicht. Das ist mir aber jetzt egal. Ein Kinoschlager, sozusagen: Vom Winde verweht.

Glücklich stoppe ich meine Zeit: 12:04 Stunden. Nochmal 127 Leute überholt. Die Mühen haben sich auf jeden Fall gelohnt.

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Den I-Rain-Man 2011 werde ich trotz oder wegen der grausamen Wetterbedingungen in guter Erinnerung halten. Immerhin konnte ich meine Bestzeit nochmals steigern.

Durchschnittliche monatliche Trainingszeit in den letzten 6 Monaten: 47 Stunden

Was soll ich jetzt nur mit meiner Zeit anfangen? ;-)

Auf ein Neues im nächsten Jahr in Roth!


Stefan