Dabei sein ist alles... Unter diesem Motto flog ich am 30. September zur Ford Ironman World Championship. Ich hatte mich am 4.Juli, meinem 69. Geburtstag, in Klagenfurt für Hawaii qualifiziert und war überglücklich. Ein Traum schien wahr zu werden!


Erwartungen


Dabei sein ist alles... Unter diesem Motto flog ich am 30. September zur Ford Ironman World Championship. Ich hatte mich am 4.Juli, meinem 69. Geburtstag, in Klagenfurt für Hawaii qualifiziert und war überglücklich. Ein Traum schien wahr zu werden!

Für mich ist die Teilnahme an der Weltmeisterschaft vermutlich ein einmaliges Ereignis. Freunde rieten mir, nicht auf die Endzeit zu achten, sondern den Wettkampf zu genießen - soweit man das während einer Langdistanz überhaupt kann. Immerhin müssen 3,8 km geschwommen, 180 km auf dem Rad verbracht und dann noch ein Marathon gelaufen werden.

Mir war auch klar, dass Hawaii anders ist als die üblichen Wettkämpfe. Hier müssen sich fast alle Teilnehmer qualifizieren, d.h. es kommen die Besten von weltweit 25 Einzelrennen. Bis auf ganz wenige Ausnahmen sind alle jünger und wesentlich schneller als ich. Allein deswegen stellte ich mich mental darauf ein, am Ende des Teilnehmerfeldes plaziert zu sein und mehr oder weniger allein schwimmen, Rad fahren und laufen zu müssen. Hinzu kommen noch die speziellen Bedingungen: Schwimmen bei Wellengang im Meer, kräftiger Wind auf der Radstrecke und anschließend ein Marathon bei schwüler Hitze. Das wird nicht leicht.

Hawaii

Schon die Ankunft in Hawaii ist überraschend und überwältigend. Überraschend, weil der Flughafen in Kona eher einem Hüttendorf als einem Flughafen gleicht. Alles ist im Freien, bestenfalls überdacht. Überwältigend schon deshalb, weil man selbst in der Dunkelheit die reichhaltige Pflanzenwelt erkennt, und das warme Klima spürt. Im Tageslicht setzt sich der Eindruck fort: Das herrlich blaue Meer, die Palmen, die freundlichen Menschen, alles unbeschreiblich.

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Ganz Kona fiebert natürlich dem Wettkampf entgegen. Überall wird man gefragt, 'Are you here for the Ironman?' Von Tag zu Tag reisen mehr Athleten, meist mit Anhang, an. Morgens ab 6:15 Uhr, wenn es hell wird, sieht man schon Läufer und Radfahrer auf den Straßen. Um 7 Uhr pilgert alles zum Pier, um auf der Ironmanstrecke zu trainieren.

Vorbereitung

Ich habe die Reise über einen IM-Reiseveranstalter gebucht, der auch Training zum Kennenlernen der Strecken anbietet, natürlich auch mit Sightseeing, insbesondere für den "Anhang". Gleich am ersten Tag stehen 3,2 km Schwimmen quer durch die Kalekakua Bay (südlich von Kona) zum Captain Cook Denkmal an.

Mit etwas gemischten Gefühlen springe ich ins Wasser, das in Ufernähe recht kühl ist. Aber nach ca. 200 m waren es dann sicher schon gut 26°C....und was für eine Sicht unter Wasser. Man kann sicher 10 bis 12 m weit sehen. Da lassen sich in Ufernähe die Fische wie im Aquarium beobachten. Durch die Wellen sieht man Mitschwimmer besser unter als über Wasser. Wie nicht anders zu erwarten komme ich als drittletzter aus dem Wasser. Trotzdem bin ich beruhigt, denn mit 1:36 Std. für 3,2 km werde ich die 3,8 km alle mal unter 2:20 Std. schaffen.

Ab dem 2. Tag wandere ich  - wie die anderen - früh zum Pier um ca. 2 km zu schwimmen. Dabei zeigt sich, dass jeden Tag andere Bedingungen herrschen. Je nach Wellengang und Strömung sind 10% Zeitabweichung immer drin.

Ich hatte mir vorgenommen, nicht zu viel zu trainieren. Trotzdem will ich natürlich die Strecken kennen lernen. Da kommt es mir zu pass, dass der Veranstalter ein Fahrt nach Hawi zum nördlichen Wendepunkt der Radstrecke anbietet. Ich habe "Glück", dass ich einen Tag erwische, der auch für Hawaiijanische Verhältnisse einen ausgesprochen mörderischen Wind hat. Er kommt sehr böig mit etwa 70 - 80 km/Std. aus den Bergen.

Drei von uns werden einfach um geblasen, einige geben auf und fahren wieder mit dem Bus zurück. Ich beiße mich durch. Diese Erfahrung ist für mich in sofern wichtig, als die 30-40 km/Std. am Wettkampftag zwar sehr störend sind, ich aber trotzdem angstfrei damit umgehen kann. Nach einem 10 km Lauf am Mittwoch vor dem Rennen schaue ich mir nur noch die Rad- und Laufwendepunkte in Kona mit dem Fahrrad an. Danach wird relaxt.

In der Wettkampf-Woche gibnationenp_klt es täglich was zu tun. Am Montag öffnet das Wettkampfbüro, Dienstag Mittag ist Nationenparade. Auch muss man sich zwischen Dienstag und Donnerstag registrieren lassen, am Freitag Mittag ist Rad, Helm und Beutel Check-In. Hierbei offenbaren sich gewisse organisatorischen Schwächen. Die 5000 freiwilligen Helfer geben sich zwar jede erdenkliche Mühe und alles findet in oder um das King Kamehameha Hotel statt, aber eben an verschiedenen Stellen und keiner weiß Bescheid wo. Es gibt keinerlei Hinweisschilder. Man muss sich immer wieder mühsam durchfragen.






Der Wettkampf

Schließlich kommt der heiß ersehnte und gleichzeitig gefürchtete Wettkampftag: 2:45h Aufstehen, 3:30h Frühstück, 4:30h Abmarsch vom Hotel zum Body-Marking um 4:45h - dann in die Wechselzone, Rad aufpumpen, Wasser auffüllen. Um 6:30h starten die Profis und endlich um 7 Uhr die Agegrouper.

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Ich ordne mich gleich ganz hinten für den Wasserstart ein. Das mag mich zwar 1 bis 2 Minuten kosten, dafür kann ich mich aber aus allen Prügeleien weitgehend raus halten. Pünktlich um 7 Uhr kommt der Startschuss und los geht's. Nach einiger Zeit finde ich eine Gruppe, die mein Tempo schwimmt. Nichts wie ran und Kräfte sparen, geht es mir durch den Kopf. Trotzdem ziehen sich die 1,9 km bis zum Wendeboot unendlich lang hin. Schließlich nach schier ewiger Zeit ruft uns jemand '55 minutes' zu. Leider löst sich da auch mein Zug auf. Ich finde zwar schnell neue Mitstreiter, muss dafür aber auch Führungsarbeit übernehmen. Zwischendurch erwischen wir eine Gegenströmung, über die wir nur mit Mühe hinweg kommen.

Nach 1:53:59 Std. stehe ich schließlich überglücklich auf der Matte als hätte ich schon gefinisht. (Meine Selbsteinschätzung: 1:45 - 2 Std. sind drin, meine Befürchtung: den 2:20 Cut nicht zu schaffen). Schließlich schwimme ich das erste Mal in meinem Leben eine solche Strecke ohne Neo und ohne "Netz und doppelten Boden". Selbst auf dem Rad rufe ich noch auf dem 1. Kilometer laut 'ich hab's geschafft, ich hab's geschafft' und hätte beinahe vor Freude geheult. Die Schwimmstrecke (für meine Verhältnisse) recht ordentlich bewältigt zu haben, war der stärkste emotionale Moment des gesamten Wettkampfs, stärker als der Zieleinlauf. Ich weiß, jetzt erreiche ich ganz bestimmt die Finishline vor Zielschluss.

Die Radstrecke bereitet mir keine Furcht, zumal nur moderate Winde angesagt sind. Dass es dann 20 Meilen vor und nach Hawi doch anders aussieht, liegt an den lokalen Gegebenheiten. Aber durch meine Erfahrung während der Testfahrt jagen mir die 40-50 km/Std. starken Seitenwinde keine Angst ein. Zwar ist ein solcher Wind, wenn er 20-30 km lang schräg von vorne bläst, ausgesprochen lästig. Er kostet Kraft und Zeit (vergleichbar einer Fahrt zum Feldberg hoch, bei der dir ständig jemand am Lenker zerrt). Dafür kann man auf dem Rückweg locker mit 50 Sachen über die Strecke heizen. Natürlich muss man dabei höllisch aufpassen, zumal ca. 30 km vor Kona der Wind urplötzlich umschlägt, was dann auch zu einigen Stürzen führt. Meine geplanten 7 Stunden kann ich fast einhalten.

Jetzt nur noch ein Marathon!

10 Min./Meile ist mRun_kleine Anfangsgeschwindigkeit. Es ist sehr heiß, ungefähr 30°C. Dazu kommt noch die enorm hohe Luftfeuchtigkeit. Beim Radfahren merkt man das wegen des Windes nicht so sehr. Beim Laufen ist man nach ein paar Metern völlig durch geschwitzt. Man braucht viel Wasser, außen und innen. Und das Wasser für außen wird mir dann zum Verhängnis. Nach 10 Minuten bin ich patschnass und nach 10 Meilen merke ich, dass sich unter beiden Füßen Blasen bilden. Aber schlimmer ist, dass ich mir einen "Wolf" laufe. Jeder Schritt schmerzt. Beruhigend -und verführerisch- ist nur, dass ich für die restlichen 16 Meilen noch 5 Stunden Zeit habe.





Langsam wird es dunkel. Das Laufen auf dem bald stockdunklen Highway ist ein besonderes Erlebnis. In der Dunkelheit ist man ganz allein, schemenhaft kommen Läufer entgegen, ab und an überholt mich einer. Da kommt der innere Schweinehund ganz groß raus: 'Du hast noch so viel Zeit, keiner sieht wenn Du gehst, brauchs t Dich nicht zu quälen!' Und so benötige ich für den Marathon über eine Stunde länger als geplant. Erst die letzten 2-3 Meilen lege ich wieder etwas zu, um wenigstens unter 15 1/2 Stunden zu bleiben.







Schließlich höre ich nach 15:28:18 Std. das allseits bekannte und so heiß ersehnte 'You Are An Ironman' und freue mich riesig, dass ich mir den Traum, auf Hawaii zu finishen, erfüllt habe. Ich war als Teilnehmer bei einer Weltmeisterschaft.

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Fazit

Ohne Einschränkung, Hawaii ist eine Reise wert und lohnt alle Mühen. Für mich wird es für immer ein starkes Erlebnis bleiben, und immer Auftrieb geben, getreu dem Ironman-Motto 'Anything is Possible'.

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Deswegen auch ein großes "Mahalo" an alle die mich im Training unterstützten und/oder durch SMS, Email, Postings und sonstige gute Zusprüche. Ein ganz besonderes Dankeschön geht aber an meine liebe Leena, die ständig ertragen musste, dass mein Training Vorrang hatte.

Link zu FR-Ironblog Bericht aus Kona